Atenolol (A 125)

(s. auch Fachinformationen bis Juli 2009)

Gegenanzeige

a Überempfindlichkeit gegenüber anderen Betarezeptorenblockern
b Manifeste Herzinsuffizienz
c Schock
d AV-Block II. od. III. Grades
e Sinusknotensyndrom (sick sinus syndrome)
f Sinuatrialer Block
g Bradykardie (Ruhepuls <50 Schläge/Minute vor Behandlungsbeginn)
h Hypotonie (systolisch <90 mmHg)
i Azidose
j Bronchiale Hyperreagibilität (z. B. bei Asthma bronchiale)
k Spätstadien peripherer Durchblutungsstörungen
l Gleichz. Gabe von MAO-Hemmstoffen (Ausnahme MAO-B-Hemmstoffe)
m I.v. Applikation von Calciumantagonisten vom Verapamil- u. Diltiazem-Typ od. anderen Antiarrhythmika (wie Disopyramid) (Ausnahme: Intensivmedizin)

Anwendungsbeschränkungen

a AV-Block I. Grades
b Diabetiker mit stark schwankenden Blutzuckerwerten (wegen möglicher schwerer hypoglykämischer Zustände)
c Längeres strenges Fasten, schwere körperliche Belastung (wegen möglicher schwerer hypoglykämischer Zustände)
d Phäochromozytom (Atenolol erst nach vorheriger Alphablockade)
e Eingeschränkte Nierenfunktion (Dosisanpassung)
f Psoriasis in der Eigen- od. Familienanamnese
g Prinzmetal-Angina (vermehrtes Auftreten z. T. verstärkter Angina-pectoris-Anfälle)
h Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen in der Vorgeschichte, Pat. unter Hyposensibilisierungstherapie (Cave: überschießende anaphylaktische Reaktionen!)
i Ältere Pat. (Dosisanpassung, insbes. bei Nierenfunktionsstörungen)
j Kinder (keine Erfahrungen)

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten: <0,01%, Häufigkeit nicht bekannt
Haut a Allergische Hautreaktionen (Rötung, Pruritus, Exantheme), Haarausfall (selten)
b Psoriasis, Verschlechterung der Symptome dieser Erkrankung, psoriasiforme Exantheme (selten)
(d) Schwitzen (häufig) (s. d Nervensystem und Psyche)
(u) Purpura (selten) (s. u Blut)
Muskel und Skelett c Muskelkrämpfe, Muskelschwäche (gelegentlich)
Nervensystem und Psyche d Insbes. zu Behandlungsbeginn zentralnervöse Störungen: Schwindelgefühl, Schwitzen (häufig), verstärkte Traumaktivität, Schlafstörungen (gelegentlich), Halluzinationen, Psychosen, Verwirrtheit, Benommenheit, Parästhesien, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Albträume (selten)
Augen e Konjunktivitis (gelegentlich)
f Sehstörungen, verminderter Tränenfluss (Kontaktlinsenträger!) (selten)
Gastrointestinaltrakt g Vorübergehende Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Diarrhö (häufig)
h Mundtrockenheit (selten)
Leber, Galle i Erhöhte Transaminasenspiegel (gelegentlich); Leberschäden, einschl. intrahepatische Cholestase (selten)
j Hinweis: Da unter der Therapie mit anderen Betablockern schwere Leberschäden auftreten können, sollen unter der Therapie mit Atenolol die Leberwerte regelmäßig überwacht werden.
Stoffwechsel, Endokrinium k Ein latenter Diabetes mellitus kann erkennbar werden, ein manifester Diabetes mellitus kann sich verschlechtern (gelegentlich)
l Maskierung der Symptome einer Hyperthyreose (z. B. Tachykardie, Tremor)
m Hypoglykämische Zustände nach längerem strengen Fasten od. schwerer körperlicher Belastung, Zeichen einer Hypoglykämie (insbes. Tachykardie u. Tremor) können verschleiert werden
n Störungen im Fettstoffwechsel (Verminderung des HDL-Cholesterins, Erhöhung der Triglyceride)
Herz, Kreislauf o Bradykardie (häufig)
p Verstärkung einer Herzinsuffizienz, atrioventrikuläre Überleitungsstörungen, Hypotonie mit Orthostase, Synkope (selten)
q Verstärkung der Anfälle bei Pat. mit Angina pectoris (sehr selten)
Gefäße r Kältegefühl an den Extremitäten (häufig)
s Verstärkung der Beschwerden bei Pat. mit peripheren Durchblutungsstörungen (einschl. Claudicatio intermittens) od. Raynaud-Syndrom (selten)
Atemwege t Atemnot bei Pat. mit Neigung zu bronchospastischen Reaktionen (insbes. bei obstruktiven Atemwegserkrankungen) (selten)
Blut u Purpura, Thrombozytopenie (selten)
v Anstieg der ANA-Titer (klinische Bedeutung nicht geklärt, sehr selten)
Urogenitaltrakt w Libido- u. Potenzstörungen (selten)
x Hinweis: Da bei schweren Nierenfunktionsstörungen unter der Therapie mit anderen Betablockern sehr selten eine Verschlechterung der Nierenfunktion beobachtet wurde, soll die Anwendung von Atenolol unter entsprechender Überwachung erfolgen.
Immunsystem y Verstärkung allergischer Reaktionen, die nicht auf übliche Adrenalindosis ansprechen (sehr selten)
Sonstiges z Müdigkeit (häufig)

Wechselwirkungen

a Antihypertensiva, Diuretika, Vasodilatatoren, trizyklische Antidepressiva, Barbiturate, Phenothiazine (a) Blutdrucksenkende Wirkung verstärkt
b Antiarrhythmika (b) Kardiodepressive Wirkungen von Atenolol verstärkt
c Calciumantagonisten vom Verapamil- od. Diltiazem-Typ (c) Hypotension, Bradykardie od. andere Herzrhythmusstörungen u. Herzversagen (sorgfältige Überwachung), diese Substanzen frühestens 48 Stunden nach dem Absetzen von Atenolol verabreichen
d Klasse-I-Antiarrhythmika (z. B. Disopyramid) (d) Wirkung auf atrioventrikuläre Überleitungszeit potenziert, negativ inotrope Wirkung kann induziert werden
e Amiodaron (e) (wie d)
f Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ (f) Verstärkte Blutdrucksenkung, in Einzelfällen Ausbildung einer Herzinsuffizienz bei Pat. mit latenter Herzleistungsschwäche
g Herzwirksame Glykoside, Reserpin, α-Methyldopa, Guanfacin (g) Bradykardie, Verzögerung der Erregungsleitung am Herzen
h Clonidin (h) Bradykardie, Verzögerung der Erregungsleitung am Herzen. Nach abruptem Absetzen von Clonidin kann der Blutdruck überschießend ansteigen, Clonidin daher erst absetzen, wenn einige Tage zuvor die Verabreichung von Atenolol beendet wurde.
i Orale Antidiabetika, Insulin (i) Verstärkung des blutzuckersenkenden Effektes, Warnzeichen einer Hypoglykämie (insbes. Tachykardie u. Tremor) verschleiert od. abgemildert, regelmäßige Blutzuckerkontrollen
j Norepinephrin, Epinephrin (j) Übermäßiger Blutdruckanstieg mögl.
k Indometacin (k) Blutdrucksenkende Wirkung von Atenolol vermindert
l Ibuprofen (l) (wie k)
m Narkotika, Anästhetika (m) Verstärkter Blutdruckabfall, Addition der negativ inotropen Wirkung Hinweis: Anästhesisten über die Einnahme informieren.
n Periphere Muskelrelaxanzien (z. B. Suxamethoniumhalogenid, Tubocurarin) (n) Verstärkung u. Verlängerung der muskelrelaxierenden Wirkung Hinweis: Anästhesisten über die Einnahme informieren.

Intoxikationen

In Abhängigkeit vom Ausmaß der Intoxikation im Wesentlichen kardiovaskuläre u. zentralnervöse Symptome: Schwere Hypotonie, Bradykardie bis zum Herzstillstand, Herzinsuffizienz, kardiogener Schock, Atembeschwerden, Bronchospasmen, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, gelegentlich generalisierte Krampfanfälle.
Therapie
Unter intensivmedizinischen Bedingungen müssen die vitalen Parameter überwacht u. ggf. korrigiert werden. Allgemeine Maßnahmen sollten Magenspülung, Verabreichung von Aktivkohle u. eines Abführmittel beinhalten. Bei Schock u. Hypotonie können Plasma od. andere geeignete Infusionen verabreicht werden. Eine schwere Bradykardie kann wie folgt behandelt werden:
  • Atropin 0,5–2 mg i.v. als Bolus
  • Glukagon initial 1–10 mg i.v., anschließend 2–2,5 mg pro Stunde als Dauerinfusion
Sympathomimetika in Abhängigkeit von Körpergewicht u. Effekt: Dopamin, Dobutamin, Isoprenalin, Orciprenalin od. Epinephrin. Dobutamin (i.v. Infusion mit 2,5–10 μg/kg/Minute) kann auch bei Hypotonie u. Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Bei therapierefraktärer Bradykardie temporäre Schrittmachertherapie. Bei Bronchospasmus β2-Sympathomimetika als Aerosol (bei ungenügender Wirkung auch i.v.) od. Aminophyllin i.v. Bei generalisierten Krampfanfällen empfiehlt sich die langsame i.v. Gabe von Diazepam. Atenolol ist dialysierbar.