Aminoglykosid-Antibiotika (Framycetin, Gentamicin, Neomycin, Tobramycin) (systemische Anwendung) (A 65)

(s. auch Monographien BAnz. 123, 6. 7. 1991; BAnz. 222, 30. 11. 1991)

Gegenanzeige

a Vorschädigung des Vestibular- od. Cochlearorgans
b Terminale Niereninsuffizienz (Ausscheidung ausschließlich über die Niere, deshalb hohe Kumulation mit der Gefahr einer toxischen Schädigung. Aus Vorsichtsgründen deshalb kontraindiziert. Bei Dialysepat. s. Fachinfo.)

Anwendungsbeschränkungen

a Eingeschränkte Nierenfunktion (es wird eine regelmäßige Kontrolle der Serumkonzentration empfohlen)
b Früh- u. Neugeborene (erhöhte Gefahr nephrotoxischer u. ototoxischer Nebenwirk.)

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Es besteht ein embryotoxisches/teratogenes Risiko beim Menschen (1. Trimenon). Es besteht ein fetotoxisches Risiko beim Menschen (2. u. 3. Trimenon). In Abhängigkeit von der Substanz in unterschiedlichem Ausmaß toxische Schäden am Gehör in der gesamten Schwangerschaft möglich.

Stillzeit

Kontraindiziert. Bei Säuglingen evtl. Diarrhöen, Pilzbesiedlung der Schleimhäute.

Nebenwirkungen

Muskel und Skelett a Muskelschmerzen
Nervensystem und Psyche b Neuromuskuläre Blockade
c Parästhesien
Augen d Augenmuskellähmung, Skotome (selten)
Ohren e Vestibularisschäden
f Hörschäden
Leber g Leichte vorübergehende Erhöhung der SGOT, SGPT u. AP
Atemwege h Atemdepression (selten), Atemstillstand (Einzelfälle) als Folge der neuromuskulären Blockade
Blut i Toxische u. allergische Blutbildveränderungen (z. B. Granulozytopenie, Thrombopenie, Leukopenie, Anämie, Eosinophilie) (selten)
Urogenitaltrakt j Nierenschäden
Immunsystem k Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Exanthem, Pruritus, Urtikaria, Arzneimittelfieber) (gelegentlich bis selten). Exfoliative Dermatitis, anaphylaktischer Schock (Einzelfälle)
Sonstiges l Superinfektion durch Bakterien bzw. Sprosspilze, z. B. Mundsoor, Vulvovaginitis (bei langfristiger od. wiederholter Anwendung)

Wechselwirkungen

a Cephalosporine (a) Nephrotoxizität verstärkt
b Oto- u./od. nephrotoxische Arzneimittel (z. B. Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Schleifendiuretika) (b) Oto- u./od. Nephrotoxizität verstärkt
c Methoxyfluran (c) Nierenschädigende Wirkung verstärkt
d Halothan (d) Neuromuskuläre Blockade verstärkt
e Curareartige Muskelrelaxanzien (e) (wie d)

Intoxikationen

Bei Kumulation (Nierenfunktion?) kann es zur Schädigung des N. statoacusticus kommen, wobei der Ausfall der vestibulären Funktion im Vordergrund steht (bei Amikacin u. Dihydrostreptomycin jedoch ein Ausfall der cochleären Funktion). Reversible Nephrotoxizität.
Therapie
Absetzen der Medikation. In schweren Fällen mit gleichz. exkretorischer Niereninsuffizienz u. U. Hämodialyse. Bei neuromuskulärer Blockade (meist durch Wechselwirk. verursacht) Calcium- u. Neostigmininjektionen, ggf. künstl. Beatmung.