Analgetika, zentral wirksame (A 85)

s. auch C 85 Codein, Dihydrocodein s. auch F 8 Fentanyl (transdermale Anwendung) s. auch M 45 Morphin s. auch T 42 Tramadol

(nach Monographien, s. auch BAnz. 147, 8. 8. 1992 – Piritramid)

Anwendungsbeschränkungen

a Kinder <1 Jahr
b Abhängigkeit von Opioiden
c Bewusstseinsstörungen
d Störungen des Atemzentrums u. der Atemfunktion
e Zustände mit erhöhtem Hirndruck
f Hypotension bei Hypovolämie
g Prostatahypertrophie mit Restharnbildung
h Gallenwegserkrankungen
i Obstruktive u. entzündliche Darmerkrankungen
j Phäochromozytom
k Erhöhte zerebrale Krampfbereitschaft
l Pankreatitis
m Myxödem

Schwangerschaft

a Strenge Indikationsstellung. Anwendung im 1. Trimenon der Schwangerschaft nur in begründeten Ausnahmefällen.
b Strenge Indikationsstellung. Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor.Eine chronische Einnahme sollte während der gesamten Schwangerschaft vermieden werden, da sie zur Gewöhnung u. nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen kann. Vor od. während der Geburt gegeben, kann die Kontraktionsfähigkeit des Uterus gehemmt sein. Beim Neugeborenen Atemdepressionen möglich, da Plazentagängigkeit anzunehmen ist.
c Strenge Indikationsstellung. Der Tierversuch erbrachte keine Hinweise auf embryotoxische/teratogene Wirkungen.

Stillzeit

Strenge Indikationsstellung. Substanz geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekannt geworden. Bei einmaliger Applikation ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.

Nebenwirkungen

Alle Narkoanalgetika verursachen Übelkeit u. wirken in unterschiedlichem Ausmaß sedierend, obstipierend, atemdepressiv u. suchtauslösend.
Haut a Schwitzen
b Pruritus, Exanthem
Muskel c Rigidität
Nervensystem und Psyche d Sedierung
e Schwindel
f Kopfschmerzen
g Atemdepression
h Zerebrale Krampfanfälle (insbes. in höherer Dos. bei Kindern)
i Stimmungsveränderungen (Euphorie, gelegentlich Dysphorie)
j Veränderungen der kognitiven u. sensorischen Leistungsfähigkeit (z. B. Entscheidungsverhalten, Wahrnehmungsstörungen)
k Veränderungen der Aktiviertheit (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung)
l Cave: Abhängigkeit, Toleranzentwicklung, Entzugssyndrom
Augen m Miosis
Gastrointestinaltrakt n Mundtrockenheit
o Übelkeit, Erbrechen
p Obstipation
q Spasmen der Pankreasgänge
Galle r Spasmen der Gallengänge
Herz, Kreislauf s Orthostatische Regulationsstörungen
t Hypotensive Kreislaufreaktion
u Bradykardie
Atemwege v Bronchospasmen
Urogenitaltrakt w Tonuserhöhung der Harnblase
x Blasenentleerungsstörungen

Wechselwirkungen

a Zentraldämpfende Pharmaka u. Alkohol (a) Wirkungs- u. Nebenwirkungsverstärkung, insbes. Atemdepression
b Opioidagonisten (z. B. Morphin, Oxycodon, Hydromorphon, Pethidin) (b) Wirkung durch Opioide mit agonistisch/antagonistischen Eigenschaften abgeschwächt (z. B. Buprenorphin, Pentazocin)
c Pancuronium u. Vecuronium (c) Wirkungsverstärkung der angeführten Substanzen
d MAO-Hemmstoffe (d) Mögliche schwere zentralnervöse Nebenwirk. sowie Nebenwirk. auf die Atmungs- u. Kreislauffunktion

Intoxikationen

Atemdepression! Meist Miosis, oft auch Erbrechen, Kopfschmerzen, Harn- u. Stuhlverhaltung. Später Zyanose u. Kreislaufkollaps: Durch Sauerstoffmangel Benommenheit, Koma mit Areflexie u. Atemlähmung. Gelegentlich (Kinder!) nur Krämpfe.
Therapie
Wachhalten! Atembefehle! Atemhilfe! Naloxon, notfalls Amiphenazol (kein Präparat in Deutschland im Handel). Bei wiederkehrender Atemlähmung Wiederholung der Antidotgabe. Giftentfernung bei Injektion: Umspritzung mit 1 mg verdünntem Adrenalin; bei oraler Aufnahme: Magenspülung u. U. mit rosafarbener Kaliumpermanganatlösung. Harnblasenkatheterismus. Sonstige Therapie vgl. B 5 Barbiturate, Primidon/Schlafmittel-Vergiftung.
Cave
Alkohol, Barbiturate, Phenothiazinderivate. Scopolamin. Kompetitive Morphiatantagonisten können bei chronischem Morphiatgebrauch akute Entzugssymptome auslösen!