Benzodiazepinähnliche Stoffe (Zopiclon) (B 10)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 22. 5. 2001 – Zopiclon, Fachinformationen bis Februar 2010)

Gegenanzeige

a Myasthenia gravis
b Schwere Ateminsuffizienz
c Schlafapnoe-Syndrom
d Schwere Leberinsuffizienz
e Kinder u. Jugendliche <18 Jahren

Anwendungsbeschränkungen

a Alkohol-, Arzneimittel- od. Drogenabhängigkeit in der Anamnese (Risiko einer Abhängigkeit erhöht)
b Ältere od. geschwächte Patienten (Dosisanpassung, erhöhte Sturzgefahr)
c Chronische Ateminsuffizienz (Risiko einer Atemdepression)
d Eingeschränkte Leberfunktion (Dosisanpassung)
e Deutlich eingeschränkte Nierenfunktion
f Primäre Behandlung von Psychosen
g Monotherapie von Depressionen od. Angstzuständen, die von Depressionen begleitet sind (Suizidgefahr)

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten: <0,01%, Häufigkeit nicht bekannt
Haut (o) Hautreaktionen wie Rash u. Urtikaria (selten) (s. o Immunsystem)
(o) Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse/Lyell-Syndrom, Erythema multiforme (sehr selten) (s. o Immunsystem)
Muskel und Skelett a Muskelschwäche (selten); Bewegungsunsicherheit (Häufigkeit nicht bekannt)
Nervensystem und Psyche b Schläfrigkeit am folgenden Tag, vermindertes Reaktionsvermögen, Kopfschmerzen, Schwindel (häufig)
c Emotionale Dämpfung, Verwirrtheit, Depressionen, Ruhelosigkeit, gesteigerte Erregbarkeit, Reizbarkeit, Aggressionen, Wahnvorstellungen, Wutausbrüche, Albträume, Halluzinationen, Psychosen, Verhaltensstörungen, Ataxie (selten)
d Anterograde Amnesien, einhergehend mit unangemessenem Verhalten (insbes. während der ersten Stunden nach Einnahme, Risiko steigt mit der Dosis) (selten)
e Psychiatrische u. „paradoxe“ Reaktionen, z. B. Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wut, Albträume, Halluzinationen, Psychosen, unangemessenes auffälliges Verhalten u. andere Verhaltensstörungen (insbes. bei älteren Patienten; Therapieabbruch)
f Rebound-Schlaflosigkeit mit Begleitreaktionen wie Unruhe, Stimmungswechsel, Angstzustände, Müdigkeit (Häufigkeit nicht bekannt)
g Physische u. psychische Abhängigkeit, auch in therapeutischen Dosen (Häufigkeit nicht bekannt) Hinweis: Das Risiko steigt mit der Dosis u. der Dauer der Behandlung u. ist zusätzlich erhöht bei Alkohol-, Arzneimittel- od. Drogenabhängigkeit. Entzugssymptome bei körperlicher Abhängigkeit u. plötzlichem Absetzen: Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, außergewöhnliche Angst, Spannungszustände, innere Unruhe, Verwirrtheit u. Reizbarkeit, in schweren Fällen: Realitätsverlust, Persönlichkeitsstörungen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen u. körperlichem Kontakt, Taubheit u. Parästhesien in den Extremitäten, Halluzinationen od. epileptische Anfälle.
h Schlafwandeln (Auto fahren im Schlaf, Zubereiten u. Verzehren von Mahlzeiten, Telefonieren, ohne dass sich die Betroffenen später daran erinnern konnten (Amnesie). Alkohol u. andere zentral dämpfende Arzneimittel od. Dosierungen über der empfohlenen Maximaldosis scheinen das Risiko zu erhöhen. Therapieabbruch empfohlen) (selten)
Augen i Doppeltsehen (tritt hauptsächlich zu Behandlungsbeginn auf u. verschwindet im Allgemeinen nach wiederholter Anwendung) (selten)
Geschmack j Bitterer Geschmack, metallischer Nachgeschmack (sehr häufig)
Gastrointestinaltrakt k Gastrointestinale Probleme (einschl. Übelkeit u. Erbrechen) (häufig)
Leber l Leichter bis mäßiger Anstieg der Serum-Transaminasen u./od. der alkalischen Phosphatase (selten)
Urogenitaltrakt m Libidoveränderungen (sehr selten)
Immunsystem n Allergische Reaktionen, einschl. Hautreaktionen wie Rash u. Urtikaria (selten)
o Anaphylaktische Reaktionen u. Angioödeme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse/Lyell-Syndrom, Erythema multiforme (sehr selten)

Wechselwirkungen

a Alkohol (a) Verstärkung u. Veränderung der Zopiclonwirkung in nicht vorhersehbarer Weise
b Sedativa, Hypnotika, Analgetika, Narkotika, Neuroleptika, Antiepileptika, Anxiolytika, Antihistaminika, Antidepressiva, Lithiumpräparate (b) Gegenseitige Verstärkung der zentral dämpfenden Wirkung
c Narkoanalgetika (c) Verstärkung der euphorisierenden Wirkung, beschleunigte Abhängigkeitsentwicklung
d Muskelrelaxanzien (d) Verstärkung der muskelrelaxierenden Wirkung
e CYP3A4-Hemmer (z. B. Cimetidin, Azol-Antimykotika, Makrolid-Antibiotika, Ritonavir, Grapefruit-Saft) (e) Zopiclonwirkung verstärkt
f CYP3A4-Induktoren (z. B. Rifampicin, Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Johanniskraut) (f) Wirkungsabschwächung von Zopiclon möglich

Intoxikationen

Symptome einer Überdosierung sind abhängig von der aufgenommenen Dosis u. durch verschiedene Stadien zentraler Dämpfung gekennzeichnet, die von Somnolenz, geistiger Verwirrung, Lethargie, Sehstörungen u. Dystonie bis hin zu Ataxie, Bewusstlosigkeit, zentraler Atem- u. Kreislaufdepression u. Koma reichen können. Außerdem sind im Rahmen der Bewusstseinsstörungen „paradoxe“ Reaktionen (Unruhezustände, Halluzinationen) möglich. Überdosierungen sind im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich (Cave: Kombination mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln od. Alkohol).
Therapie
Symptomatische Maßnahmen stehen im Vordergrund. Patienten mit leichteren Vergiftungserscheinungen sollten unter Atem- u. Kreislaufkontrolle ausschlafen. In schweren Fällen können weitere Maßnahmen (Magenspülung, Kreislaufstabilisierung, Intensivüberwachung) erforderlich werden. Bei erhaltenem Bewusstsein ist es sinnvoll, vorher frühzeitig Erbrechen auszulösen. Falls nötig kann Flumazenil als spezifischer Benzodiazepin-Antagonist verwendet werden. Aufgrund des großen Verteilungsvolumens dürften forcierte Diurese od. Hämodialyse bei reinen Vergiftungen mit Zopiclon nur von geringem Nutzen sein.

Warnhinweise

a Toleranzentwicklung bei wiederholtem Gebrauch über einige Wochen möglich
b Demaskierung vorhandener Depressionen