Carvedilol (C 14)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 2. 2. 2004 – Carvedilol)

Gegenanzeige

a Kardiogener Schock
b Dekompensierte Herzinsuffizienz
c Akute Lungenembolie
d Prinzmetal-Angina
e Hypotonie (systolischer Blutdruck <90 mmHg)
f Bradykardie (Pat., die wegen Herzinsuffizienz behandelt werden, sollten eine Ruheherzfrequenz ≥65/min haben)
g AV-Block II. od. III. Grades, Sinusknotensyndrom, sinuatrialer Block (Ausnahme: Schrittmacher-Therapie)
h Cor pulmonale
i Asthma bronchiale od. sonstige Atemwegserkrankungen mit bronchospastischer Komponente (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
j Unbehandeltes Phäochromozytom
k Klinisch relevante Leberfunktionsstörungen
l Metabolische Acidose
m Gleichz. Therapie mit MAO-Hemmern (Ausnahme: MAO-B-Hemmer)
n Gleichz. i.v. Therapie mit Verapamil, Diltiazem od. anderen Antiarrhythmika

Anwendungsbeschränkungen

a Hinweis: Die Carvedilol-Behandlung darf nur begonnen werden, wenn der Pat. mit der konventionellen Basis-Herzinsuffizienz-Therapie zumindest für 4 Wochen stabil eingestellt ist.
b (Vor-)Behandlung mit Diuretika Hinweis: Falls möglich (ggf. vor Beginn der Therapie) Diuretika kurzfristig absetzen, um einen möglicherweise übermäßigen Blutdruckabfall zu vermeiden.
c Labile od. sekundäre Hypertonie
d Komplette Schenkelblockbilder, instabile Angina pectoris
e Pat. mit Neigung zu Blutdruckabfall bei Lagewechsel
f Akute entzündliche Herzerkrankungen, hämodynamisch wirksame Veränderungen der Herzklappen od. des Herzausflusstraktes
g Endstadien peripherer arterieller Durchblutungsstörungen, AV-Block I. Grades
h Gleichz. Therapie mit α1-Rezeptor-Antagonisten od. α2-Rezeptor-Agonisten
i Bei Phäochromozytom erst nach ausreichender α-Rezeptoren-Blockade
j Gleichz. Anwendung mit Clonidin Hinweis: Clonidin erst dann stufenweise absetzen, wenn einige Tage zuvor die Behandlung mit Carvedilol beendet worden ist.
k Chronisch stabile Angina pectoris od. ischämiebedingte Herzinsuffizienz (Behandlung nicht abrupt beenden) Hinweis: Gehäufte u./od. intensivere Angina-pectoris-Anfälle, selten auch Herzinfarkte sowie kurzfristig übermäßige, abrupte Blutdruckanstiege mögl.
l Pat. mit schwerer Herzinsuffizienz (NYHA ≥III), Salz- u./od. Flüssigkeitsmangel (z. B. hochdosierte Diuretika-Therapie), ältere Pat. (≥70 Jahre) od. Pat. mit niedrigem Ausgangsblutdruck (z. B. systolisch <100 mmHg) (nach Gabe der ersten Dosis od. bei Dosissteigerung verstärkter Blutdruckabfall mögl.)
m Gleichz. Gabe von Herzglykosiden (Verzögerung der AV-Überleitung)
n Herzinsuffiziente Pat. mit niedrigem Blutdruck (systolisch <100 mmHg), die zusätzlich an ischämischer Herzkrankheit od. generalisierten Gefäßerkrankungen od. an Niereninsuffizienz leiden (Verschlechterung der Nierenfunktion mögl.; häufige Kontrolle der Nierenfunktion, bei Verschlechterung Dos. reduzieren od. ggf. Therapie absetzen)
o Periphere Gefäßerkrankungen (Symptome von arteriellen Durchblutungsstörungen können ausgelöst od. verschlechtert werden)
p Hinweis: Beim Auftreten einer Bradykardie (Pulsfrequenz <55 Schläge pro Minute) sollte die Carvedilol-Dosis reduziert werden.
q Raynaud-Krankheit (Verstärkung der Symptomatik mögl.)
r Gleichz. Anwendung mit Calciumantagonisten od. Antiarrhythmika (sorgfältige Überwachung von Blutdruck, Herzfrequenz u. -rhythmus [EKG, insbes. bei Verapamil od. Diltiazem])
s Narkose
t Diabetiker mit stark schwankenden Blutzuckerwerten; Pat., die gleichz. an Herzinsuffizienz u. Diabetes mellitus leiden (Verschlechterung der Blutglucose-Einstellung mögl.; Blutglucose-Konzentration zu Beginn der Behandlung bzw. bei Veränderung der Carvedilol-Dos. regelmäßig kontrollieren, blutzuckersenkende Therapie ggf. anpassen)
u Strenges Fasten (Überwachung der Blutglucose-Konzentration)
v Pat. mit schweren Überempfindlichkeitsreaktionen in der Anamnese sowie Pat. unter Hyposensibilisierungstherapie (Gefahr von überschießenden anaphylaktischen Reaktionen)
w Psoriasis in der Eigen- od. Familienanamnese
x Hyperthyreose (Symptome können maskiert sein)
y Kontaktlinsenträger
z Kinder u. Jugendliche <18 Jahren

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung. Es liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimentelle Studien gaben keine Hinweise auf ein teratogenes Potenzial. Betablocker vermindern die Plazentaperfusion, dadurch kann es zum intrauterinen Fruchttod des Feten od. zu Fehl- u. Frühgeburten kommen. Außerdem können sowohl beim Feten als auch beim Neugeborenen unerwünschte Wirkungen (insbes. Hypoglykämie, Bradykardie, Atemdepression u. Hyperthermie) auftreten. Postnatal besteht für das Neugeborene ein erhöhtes Risiko hinsichtlich kardialer u. pulmonaler Komplikationen. Die Behandlung sollte 72–48 Stunden vor dem erwarteten Geburtstermin beendet werden. Ist dies nicht möglich, so muss das Neugeborene für die ersten 48–72 Lebensstunden überwacht werden.

Stillzeit

Kontraindiziert. Carvedilol ist lipophil. Studien mit laktierenden Tieren zeigten, dass Carvedilol u. seine Metaboliten in die Muttermilch ausgeschieden werden u. dort akkumulieren. Daher muss bei einer Behandlung mit Carvedilol abgestillt werden.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Pat. mit Hypertonie u. chronisch stabiler Angina pectoris: Berichte aus klinischen Studien:
Haut a Hautreaktionen wie allergisches Exanthem, Dermatitis, Urtikaria u. Pruritus, psoriatische Hautläsionen können auftreten od. bestehende Läsionen können sich verschlechtern (gelegentlich)
Muskel und Skelett b Gliederschmerzen (häufig)
Nervensystem und Psyche c Schwindel*, Kopfschmerzen*, Müdigkeit (häufig)
d Schlafstörungen, Albträume, Depressionen, Halluzinationen, Verwirrtheit, Parästhesien (gelegentlich)
e Psychosen (sehr selten)
Augen f Verminderter Tränenfluss (bes. bei Kontaktlinsenträgern), Augenreizungen (häufig); Sehstörungen (gelegentlich)
Gastrointestinaltrakt g Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö (häufig); Obstipation, Erbrechen (gelegentlich); Mundtrockenheit (selten)
Leber h Erhöhung von ALAT, ASAT u. γ-GT (sehr selten)
Stoffwechsel, Endokrinium i Manifestation eines latenten Diabetes mellitus, Verschlechterung eines manifesten Diabetes, Blutglucoseregulationsmechanismen können beeinträchtigt sein, leichte Störungen des Glucosehaushaltes
Herz, Kreislauf j Bradykardie*, orthostatische Hypotonie* (häufig)
k Synkopen*, Störungen der peripheren Zirkulation (kalte Extremitäten, periphere Verschlusskrankheit, Verschlechterung einer bestehenden intermittierenden Claudicatio u. von Raynaud-Phänomenen), AV-Block, Angina-pectoris-Anfälle (inkl. Brustschmerz), Symptome von Herzinsuffizienz (gelegentlich)
Gefäße l Periphere Ödeme (gelegentlich)
Atemwege m Asthma u. Dyspnoe bei prädisponierten Pat. (häufig); verstopfte Nase (selten)
Blut n Thrombozytopenie, Leukopenie (sehr selten)
Urogenitaltrakt o Impotenz (gelegentlich); Miktionsstörungen (selten)
Immunsystem p Allergische Reaktionen (sehr selten)
Pat. mit stabiler chronischer Herzinsuffizienz: Berichte aus klinischen Studien:
Nervensystem und Psyche q Schwindel*, Kopfschmerzen* (normalerweise schwach ausgeprägt), Asthenie (inkl. Erschöpfung) (sehr häufig)
Augen r Sehstörungen (häufig)
Gastrointestinaltrakt s Übelkeit, Diarrhö, Erbrechen (häufig)
Elektrolyte, Stoffwechsel, Endokrinium t Gewichtszunahme, Hypercholesterinämie, Hyperglykämie, Hypoglykämie, Verschlechterung der Blutglucoseregulationsmechanismen (häufig)
Herz, Kreislauf u Bradykardie, orthostatische Hypotonie, Hypotonie (häufig)
v Synkopen (inkl. Präsynkopen), totaler AV-Block u. Verschlechterung einer Herzinsuffizienz v. a. während der Titrationsphase (gelegentlich)
Gefäße w Ödeme (inkl. generalisierte Ödeme, Ödeme in den abhängigen Partien, periphere u. genitale Ödeme, Beinödeme, Hypervolämie u. Flüssigkeitsretention) (häufig)
Blut x Thrombozytopenie (selten); Leukopenie (sehr selten)
Urogenitaltrakt y Abnormale Nierenfunktion u. Nierenversagen (bei Pat. mit generalisierter Gefäßerkrankung u./od. Niereninsuffizienz) (selten)
Berichte nach Markteinführung:
Urogenitaltrakt z Harninkontinenz bei Frauen (nach Absetzen reversibel) (Einzelfälle)

Wechselwirkungen

a Herzglykoside (a) Stärkerer Abfall der Herzfrequenz bzw. Verzögerung der AV-Überleitung mögl.
b Digoxin, Digitoxin (b) Erhöhung des Digoxin-Serumspiegels von ca. 16%, Erhöhung des Digitoxin-Serumspiegels von ca. 13% (verstärkte Überwachung der Glykosid-Serumspiegel bei Beginn, Dosisänderung u. am Therapieende empfohlen)
c Blutdrucksenkende Arzneimittel, Arzneimittel mit möglicherweise hypotonen Nebenwirk. (z. B. Barbiturate, trizyklische Antidepressiva Phenothiazine, gefäßerweiternde Mittel, Alkohol) (c) Wirkung kann verstärkt werden
d Reserpin, Guanethidin, Methyldopa, Clonidin, Guanfacin, MAO-Hemmer (d) Herzfrequenzsenkende Wirkung (sorgfältig auf Zeichen einer Hypotonie u./od. schweren Bradykardie achten)
e Ciclosporin (e) Geringe Erhöhung der Ciclosporin-Plasmakonzentrationen, erforderliche Ciclosporin-Dosisanpassung variiert erheblich von Pat. zu Pat.
f Orale Calciumantagonisten, insbes. vom Verapamil- od. Diltiazemtyp, andere Antiarrhythmika (f) Kardiodepressive Wirkungen verstärkt, erhöhtes Risiko von AV-Überleitungsstörungen
g Anästhetika, Narkotika (g) Negativ inotrope Effekte u. die blutdrucksenkende Wirkung werden addiert
h Cyclooxygenase-hemmende Arzneimittel (z. B. Acetylsalicylsäure, Corticosteroide) (h) Blutdrucksenkender Effekt von Carvedilol abgeschwächt
i Insulin od. orale Antidiabetika (i) Wirkung verstärkt, Symptome einer Hypoglykämie können maskiert od. abgeschwächt sein (regelmäßige Blutzuckerkontrollen erforderlich)
j Cimetidin, Hydralazin u. Alkohol (j) Systemische Verfügbarkeit von Carvedilol erhöht (sorgfältige Überwachung)
k Rifampicin (k) Systemische Clearance von Carvedilol erhöht (dadurch möglicherweise verminderte Carvedilol-Wirkung)

Intoxikationen

Es kann zu schwerer Hypotonie, Bradykardie, Herzinsuffizienz sowie kardiogenem Schock u. Herzstillstand kommen. Zusätzlich können Atembeschwerden, Bronchospasmen, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen u. generalisierte Krampfanfälle auftreten.
Therapie
Neben allg. Maßnahmen muss ggf. die Überwachung u. Korrektur der vitalen Parameter erfolgen, u. U. kann eine maschinelle Beatmung erforderlich werden. Magenspülung, Verabreichung von Aktivkohle u. Gabe eines Abführmittels verringern die Resorption. Pat. in Rückenlage bringen. Als Gegenmittel stehen zur Verfügung:
  • bei Bradykardie: Atropin 0,5–2 mg i.v., bei therapierefraktärer Bradykardie sollte eine Schrittmacher-Therapie erfolgen.
  • bei Hypotonie od. Schock: Plasmaersatzmittel u. ggf. Sympathomimetika.
Der ß-blockierende Effekt kann durch langsame i.v. Gabe von nach Körpergewicht dosierten Sympathomimetika, z. B. Isoprenalin, Dobutamin, Orciprenalin od. Adrenalin dosisabhängig vermindert u. ggf. antagonisiert werden. Gabe eines Phosphodiesterasehemmers, z. B. Milrinon, falls ein positiv inotroper Effekt nötig ist. Ggf. kann Glucagon (1–10 mg i.v.) gegeben werden, evtl. gefolgt von einer Dauerinfusion von 2–5 mg/Stunde. Überwiegt die periphere Vasodilatation, ist die Gabe von Norfenefrin od. Norepinephrin bei kontinuierlicher Kontrolle der Kreislaufverhältnisse erforderlich. Bei Bronchospasmus ß-Sympathomimetika (als Aerosol, bei ungenügender Wirkung auch i.v.) od. Aminophyllin i.v. geben. Bei Krampfanfällen langsame i.v. Gabe von Diazepam od. Clonazepam mögl. Carvedilol ist nicht dialysierbar.
Cave
Bei schweren Intoxikationen mit Schocksymptomatik ist die Behandlung mit Gegenmitteln ausreichend lange fortzusetzen, da mit einer Verlängerung der Eliminationshalbwertszeit u. einer Rückverteilung von Carvedilol aus tieferen Kompartimenten zu rechnen ist.