Dihydralazin, Hydralazin (D 30)

(s. auch Monographien BAnz. 22, 3. 2. 1993 – Dihydralazin, Hydralazin)

Gegenanzeige

a Idiopathisch u. medikamentös induzierter Lupus erythematodes dissiminatus (LED)
b Aortenaneurysma
c Herzklappenstenosen
d Hypertrophe Kardiomyopathie
e Isolierte Rechtsherzinsuffizienz infolge pulmonaler Hypertonie

Anwendungsbeschränkungen

a Fortgeschrittene Nieren- od. Leberinsuffizienz
b Zerebrovaskuläre Durchblutungsstörungen u. deren Folgen
c Pat., die den Wirkstoff langsam abbauen („Langsam-Acetylierer“)
d Ältere Pat. mit Neigung zu Hypertonie
e Hinweis: Bei koronarer Herzkrankheit (KHK) mit Zeichen einer Myokard-Ischämie, Angina pectoris od. eines Herzinfarktes sowie bei Tachykardie: Anwendung der Substanzen nur in Kombination mit β-Rezeptoren-Blockern

Schwangerschaft

a Dihydralazin: Kontraindiziert im 1. Trimenon. Strenge Indikationsstellung im 2. u. 3. Trimenon. Zur Reproduktions-Toxizität aus Tierversuchen liegen keine ausreichenden Daten vor. Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen fehlen.
b Hydralazin: Kontraindiziert. Zur Reproduktions-Toxizität aus Tierversuchen liegen keine ausreichenden Daten vor. Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen fehlen.

Stillzeit

Kontraindiziert. Die Substanz geht in die Muttermilch über. Ist eine Behandlung notwendig, muss abgestillt werden.

Nebenwirkungen

Haut a Hautrötung (Flush) (gelegentlich)
(n) Exantheme, Urtikaria, Pruritus (s. n allergische Reaktionen)
Muskel und Skelett (b) Rheumaähnliche Gelenk- u. Muskelschmerzen, Gelenkentzündungen (s. b Lupus erythematodes dissiminatus)
Kollagenosen b Lupus-erythematodes-dissiminatus-Syndrom (bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz u. „Langsam-Acetylierern“ mit Fieber, rheumaähnlichen Gelenk- u. Muskelschmerzen, Lymphdrüsenschwellung, Gelenkentzündungen, Konjunktivitis u. Glomerulonephritis) (reversibel)
Nervensystem und Psyche c Migräneartige Kopfschmerzen, periphere Neuropathie mit Missempfindungen, Tremor u. Muskelkrämpfen (Einzelfälle)
d Abgeschlagenheit, Angst, depressive Verstimmung (sehr selten)
Augen (b) Konjunktivitis (s. b Lupus erythematodes dissiminatus)
Gastrointestinaltrakt e Magen-Darm-Störungen (z. B. Appetitminderung, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation, in Einzelfällen paralytischer Ileus)
Leber, Galle f Leberfunktionsstörungen, Ikterus, Hepatitis (in Einzelfällen)
Elektrolyte, Stoffwechsel, Endokrinium g Ödeme aufgrund von Natrium- u. Wasserretention (gelegentlich)
h Potenzstörungen (in Einzelfällen)
(b) Lymphdrüsenschwellung (s. b Lupus erythematodes dissiminatus)
Herz, Kreislauf i Orthostatische Hypotonie, Schwindel (gelegentlich)
j Tachykardie, Herzklopfen, pektanginöse Beschwerden (insbes. zu Therapiebeginn u. bei zu rascher Dosissteigerung)
Atemwege k Verstopfung der Nase (gelegentlich)
Blut l Blutbildveränderungen (Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie [sehr selten]); (Agranulozytose in Einzelfällen)
Urogenitaltrakt m Miktionsstörungen (in Einzelfällen)
(b) Glomerulonephritis (s. b Lupus erythematodes dissiminatus)
Immunsystem n Allergische Reaktionen (Exantheme, Urtikaria, Pruritus) (sehr selten)

Wechselwirkungen

a Diuretika, negativ inotrope Antiarrhythmika, Vasodilatatoren (z. B. Diazoxid) (a) Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung
b Sympathomimetika (z. B. Ephedrin) (b) Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung
c Hypnotika, Sedativa, trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer, Narkotika, Neuroleptika (c) Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung von Dihydralazin u. der hypnotischen Wirkung der Hypnotika u. Sedativa
d Indometacin (d) Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung von Dihydralazin
e Isoniazid (e) Wirkungsverstärkung durch konkurrierende Abbauwege (Acetylierung)

Intoxikationen

Symptome einer Überdosierung: Im Vordergrund stehen kardiovaskuläre Störungen, wie ausgeprägte Tachykardie u. Hypotonie mit Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüchen u. Oligurie bis hin zum Kreislaufkollaps; evtl. Angina pectoris aufgrund myokardialer Ischämie u. Herzrhythmusstörungen. Ferner können Bewusstseinsstörungen, Kopfschmerzen, Erbrechen, evtl. auch Tremor, Krämpfe sowie Hypothermie auftreten.
Therapie
Da kein spezifisches Gegenmittel bekannt ist, sind – neben Maßnahmen zur Entfernung der Substanz aus dem Magen-Darm-Trakt (frühzeitiges Auslösen von Erbrechen, später Magenspülung; Gabe von Aktivkohle, evtl. Laxanzien) – die Intoxikationserscheinungen v. a. durch Volumenersatz u. ggf. Gabe von Katecholaminen zu behandeln.
Präparate (3)