Dimenhydrinat (D 41)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 10. 11. 2004 – Dimenhydrinat)

Gegenanzeige

a Überempfindlichkeit gegenüber Antihistaminika
b Akuter Asthma-Anfall
c Engwinkelglaukom
d Phäochromozytom
e Porphyrie
f Prostatahyperplasie mit Restharnbildung
g Krampfanfälle (Epilepsie, Eklampsie)
h Gleichz. Behandlung mit MAO-Hemmern

Anwendungsbeschränkungen

a Eingeschränkte Leberfunktion
b Herzrhythmusstörungen
c Chronische Atembeschwerden u. Asthma
d Pylorusstenose
e Langzeitbehandlung (s. auch Nebenwirk. l)
f Hypokaliämie, Hypomagnesiämie
g Bradykardie
h Klinisch signifikante kardiale Störungen (insbes. angeborenes langes QT-Syndrom, koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien)
i Kombination mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern (s. auch Wechselwirk. d)
j Kombination mit Arzneimitteln, die zu einer Hypokaliämie führen (s. auch Wechselwirk. e)

Schwangerschaft

Kontraindiziert in den letzten Schwangerschaftswochen (Auslösung vorzeitiger Uteruskontraktionen mögl.). Strenge Indikationsstellung im 1. u. 2. Trimenon (Anwendung nur, wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen keinen Erfolg zeigen).

Stillzeit

Dimenhydrinat geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Bisher sind keine langfristigen, negativen Auswirkungen auf Säuglinge beschrieben. Sollte ein gestilltes Kind Anzeichen für erhöhte Irritabilität zeigen, ist auf Flaschennahrung umzustellen od. die Behandlung abzusetzen.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Haut a Lichtempfindlichkeit (direkte Sonneneinstrahlung meiden)
(j) Allergische Hautreaktionen (s. j Immunsystem)
Muskel und Skelett b Muskelschwäche (sehr häufig, insbes. zu Behandlungsbeginn)
Nervensystem und Psyche c Somnolenz, Benommenheit, Schwindel (sehr häufig, insbes. zu Behandlungsbeginn)
d Stimmungsschwankungen
e Paradoxe Reaktionen wie Unruhe, Erregung, Schlaflosigkeit, Angstzustände u. Zittern (insbes. bei Kindern)
f Vorübergehende Schlafstörungen (durch plötzliches Beenden nach längerfristiger täglicher Anwendung)
Augen (k) Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks (s. k anticholinerge Wirkungen)
Gastrointestinaltrakt g Gastrointestinale Beschwerden (z. B. Übelkeit, Schmerzen, Erbrechen, Obstipation, Diarrhö)
(k) Mundtrockenheit (s. k anticholinerge Wirkungen)
Leber, Galle h Leberfunktionsstörungen (cholestatischer Ikterus)
Herz, Kreislauf (k) Tachykardie (s. k anticholinerge Wirkungen)
Atemwege (k) Gefühl einer verstopften Nase (s. k anticholinerge Wirkungen)
Blut i Blutzellschäden (in Ausnahmefällen)
Urogenitaltrakt (k) Miktionsstörungen (s. k anticholinerge Wirkungen)
Immunsystem j Allergische Hautreaktionen
Sonstiges k Anticholinerge Wirkungen wie Mundtrockenheit, Tachykardie, Gefühl einer verstopften Nase, Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks u. Miktionsstörungen (häufig)
l Medikamentenabhängigkeit (bei längerfristiger Therapie)

Wechselwirkungen

a Zentral dämpfende Arzneimittel (Psychopharmaka, Hypnotika, Sedativa, Analgetika, Narkotika) (a) Gegenseitige Wirkungsverstärkung
b Stoffe mit anticholinerger Wirkung (z. B. Atropin, Biperiden, trizyklische Antidepressiva) (b) Verstärkung der anticholinergen Wirkung von Dimenhydrinat
c Monoaminoxidase-Hemmer (c) Lebensbedrohliche Darmlähmung, Harnverhalten, Erhöhung des Augeninnendrucks, Blutdruckabfall, verstärkte Funktionseinschränkung des ZNS u. der Atmung
d Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA od. III, Antibiotika, Malariamittel, Antihistaminika, Neuroleptika) (d) Verstärkung der QT-Intervall verlängernden Wirkung von Dimenhydrinat
e Arzneimittel, die zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika) (e) Möglichkeit der Auslösung von Torsade de pointes-Arrhythmien
f Blutdrucksenkende Arzneimittel (f) Verstärkte Müdigkeit bzw. verstärkte hypotensive Wirkung
g Aminoglykosid-Antibiotika (g) Maskierung ototoxischer Wirkungen
h Alkohol (h) Wirkungsveränderung u. -verstärkung von Dimenhydrinat (Alkoholkonsum vermeiden)
i Hinweis: Dimenhydrinat kann bei Allergietests möglicherweise zu falsch negativen Testergebnissen führen.

Intoxikationen

Symptome: Bewusstseinstrübung (starke Schläfrigkeit bis Bewusstlosigkeit), anticholinerges Syndrom (Mydriasis, Sehstörungen, Tachykardie, Hyperthermie, heiße, gerötete Haut, trockene Schleimhäute, Obstipation, zentral bedingte Unruhe, Angst- u. Erregungszustände, gesteigerte Muskelreflexe, Halluzinationen), tonisch-klonische Krämpfe, Atemdepression (nach hohen Dosen bis hin zu Atemlähmung u. Herz-Kreislauf-Stillstand), Herzrhythmusstörungen wie QT-Intervall-Verlängerungen (Torsade de pointes nicht auszuschließen).
Therapie
Zur Resorptionsverminderung: Erbrechen auslösen (bei erhaltenem Bewusstsein), ggf. Magenspülung, Gabe von Aktivkohle u. – zur Beschleunigung der Magen-Darm-Passage – Natriumsulfat. Bei Spasmen Diazepam, ggf. temperatursenkende Maßnahmen, künstliche Beatmung bei drohender Atemlähmung, bei anticholinergen Erscheinungen Physostigminsalicylat (nach Physostigmintest). Forcierte Diurese od. Hämodialyse bei reinen Dimenhydrinat-Vergiftungen vermutlich nur von geringem Nutzen (aufgrund der hohen Plasmaeiweißbindung u. des großen Verteilungsvolumens).
Präparate (2)