Diphenhydramin (D 49)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 29. 4. 2004 – Diphenhydramin)

Gegenanzeige

a Akutes Asthma bronchiale
b Engwinkelglaukom
c Phäochromozytom
d Prostatahyperplasie mit Restharnbildung
e Epilepsie
f Hypokaliämie, Hypomagnesiämie
g Bradykardie
h Angeborenes langes QT-Syndrom od. andere klinisch signifikante kardiale Störungen (insbes. koronare Herzkrankheit, Erregungsstörungen, Arrhythmien)
i Gleichz. Einnahme von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern od. zu einer Hypokaliämie führen (s. auch Wechselwirk. f)
j Gleichz. Einnahme von Alkohol od. MAO-Hemmern

Anwendungsbeschränkungen

a Eingeschränkte Leberfunktion
b Chronische obstruktive Lungenerkrankung od. Asthma bronchiale
c Pylorusstenose od. Achalasie der Kardia
d Pat. mit Alkohol-, Arzneimittel- od. Drogenabhängigkeit (erhöhtes Risiko einer Abhängigkeit)
e Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion (ggf. Dosisreduktion)
f Ältere od. geschwächte Pat. (ggf. Dosisreduktion)
g Kinder u. Jugendliche <18 Jahren (keine ausreichenden Studien zur Wirksamkeit u. Verträglichkeit im Anwendungsgebiet Schlafstörungen)

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Absetzen des Präparates bei (vermuteter od. erwünschter) Schwangerschaft.

Stillzeit

Kontraindiziert. Diphenhydramin geht in die Muttermilch über u. hemmt die Laktation.

Nebenwirkungen

Haut a Erhöhte Lichtempfindlichkeit
Muskel und Skelett b Muskelschwäche
Nervensystem und Psyche c Somnolenz, Benommenheit, Konzentrationsstörungen während des Folgetages, insbes. nach unzureichender Schlafdauer
d Schwindel, Kopfschmerzen
e Paradoxe Reaktionen (Ruhelosigkeit, Nervosität, Erregung, Angstzustände, Zittern, Schlafstörungen)
f Entwicklung von physischer u. psychischer Abhängigkeit
g Vorübergehende Schlafstörungen (durch plötzliches Absetzen)
Augen h Erhöhung des Augeninnendruckes
(n) Sehstörungen (s. n anticholinerge Effekte)
Gastrointestinaltrakt i Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö)
(n) Mundtrockenheit, Obstipation, gastroösophagealer Reflux (s. n anticholinerge Effekte)
Leber, Galle j Cholestatischer Ikterus
Herz k Verlängerung des QT-Intervalls
Blut l Änderungen des Blutbildes
Urogenitaltrakt (n) Miktionsstörungen (s. n anticholinerge Effekte)
Immunsystem m Überempfindlichkeitsreaktionen
Sonstiges n Anticholinerge Effekte wie Mundtrockenheit, Obstipation, gastroösophagealer Reflux, Sehstörungen, Miktionsstörungen
o Verlust an Wirksamkeit (Toleranz) nach wiederholter Einnahme

Wechselwirkungen

a Alkohol (a) Unvorhersehbare Wirkungsveränderung u. -verstärkung von Diphenhydramin
b Zentral dämpfende Arzneimittel (Narkotika, Anxiolytika/Sedativa, Hypnotika, opioidhaltige Analgetika, Antidepressiva, Antiepileptika) (b) Gegenseitige Verstärkung der zentral dämpfenden Wirkung
c Andere diphenhydraminhaltige Arzneimittel, einschl. Topika (c) Gleichz. Anwendung vermeiden
d Anticholinerge Arzneimittel wie Atropin, Biperiden, trizyklische Antidepressiva od. MAO-Hemmer (d) Verstärkung der anticholinergen Wirkung von Diphenhydramin, Erhöhung des Augeninnendruckes, Harnverhalten, u. U. lebensbedrohliche Darmlähmung
e Blutdrucksenkende Arzneimittel (e) Verstärkte Müdigkeit
f Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA od. III, Antibiotika, Malariamittel, Antihistaminika, Neuroleptika) od. zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika) (f) Gleichz. Anwendung kontraindiziert
g Hinweis: Diphenhydramin kann bei Allergietests möglicherweise zu falsch negativen Testergebnissen führen, daher mindestens 3 Tage vorher absetzen.

Intoxikationen

Symptome: ZNS-Beeinträchtigungen (Bewusstseinstrübung bis zum Koma, Atemdepression bis Atemstillstand, Angstzustände, Halluzinationen, Erregungszustände bis zu Krampfanfällen), gesteigerte Muskelreflexe, Herz-Kreislauf-Symptome (Tachykardie, Herzrhythmusstörungen wie QT-Intervall-Verlängerung, wobei Torsade des pointes nicht ausgeschlossen werden können, Kreislaufstillstand), Rhabdomyolysen, anticholinerge Symptome (Fieber, trockene Schleimhäute, Mydriasis, Obstipation, Oligurie, Anurie) u. metabolische Acidose. Insbes. bei Kindern können die erregenden ZNS-Effekte im Vordergrund stehen.
Therapie
Rasche intensivmedizinische Behandlung. Magenspülung innerhalb der ersten Stunden nach der Einnahme u. Gabe von Aktivkohle. Symptomatische Therapie (künstliche Beatmung, äußere Kühlung bei Hyperthermie). Volumensubstitution, Antikonvulsiva, gefäßverengende Arzneimittel (kein Adrenalin!), ggf. Antiarrhythmika, bei kardialen Komplikationen u. U. Natriumhydrogencarbonat bzw. -lactat. Bei schweren Vergiftungen (Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen) bzw. Auftreten eines anticholinergen Syndroms Physostigminsalicylat als Antidot. Aufgrund des großen Verteilungsvolumens u. der starken Plasmaproteinbindung sind forcierte Diurese od. Hämodialyse bei reinen Diphenhydraminvergiftungen nur von geringem Nutzen.
Präparate (1)