Metformin (M 19)

(s. auch Fachinformationen bis Februar 2012)

Gegenanzeige

a Diabetische Ketoazidose, diabetisches Präkoma
b Nierenversagen od. Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance <60 ml/min)
c Akute Zustände, die zur Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen können (z. B. Dehydratation, schwere Infektion, Schock)
d Akute od. chronische Erkrankungen, die zur Gewebshypoxie führen können (z. B. kardiale od. respiratorische Insuffizienz, frischer Myokardinfarkt, Schock)
e Leberinsuffizienz
f Akute Alkoholintoxikation
g Alkoholismus
h Intravaskuläre Gabe von iodhaltigen Kontrastmitteln (Metformin vor, während u. bis 48 Stunden nach der Untersuchung absetzen. Therapie erst fortsetzen, wenn eine normale Nierenfunktion festgestellt wurde.)

Anwendungsbeschränkungen

a Kinder u. Jugendliche, insbes. Kinder von 10–12 Jahren (Wachstum u. Pubertät sorgsam beobachten. Die Diagnose eines Typ 2 Diabetes mellitus muss bestätigt werden, bevor eine Behandlung mit Metformin begonnen wird.)
b Ältere Patienten (Dosis entsprechend der Nierenfunktion anpassen)
c Situationen, die zu einer Einschränkung der Nierenfunktion führen können (z. B. Beginn einer Therapie mit Antihypertensiva, Diuretika od. nichtsteroidalen Antiphlogistika)
d Elektive chirurgische Eingriffe unter Vollnarkose od. Anwendung rückenmarksnaher Anästhesieverfahren (Metformin 48 Stunden vorher absetzen u. die Therapie nicht früher als 48 Stunden danach bzw. nach Wiederaufnahme der oralen Ernährung u. Sicherstellung einer normalen Nierenfunktion fortsetzen)
e Risikofaktoren für Laktatazidose (z. B. Fasten, Ketonämie, schlecht eingestellter Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum)
f Kombination mit Insulin od. Sulfonylharnstoffen (Hypoglykämiegefahr)

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung. Unkontrollierter Diabetes während der Schwangerschaft (gestationsbedingt od. vorbestehend) ist mit einem erhöhten Risiko für kongenitale Missbildungen u. perinatale Mortalität verbunden. Limitierte Daten über den Einsatz von Metformin bei schwangeren Frauen lassen nicht auf ein erhöhtes Risiko für kongenitale Missbildungen schließen. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale od. fetale Entwicklung, Geburt od. postnatale Entwicklung schließen. Wenn Patientinnen schwanger sind od. dies werden möchten, wird empfohlen, den Diabetes nicht mit Metformin zu behandeln. Der Blutzuckerspiegel sollte in diesen Fällen durch Insulin so gut wie möglich auf normale Werte eingestellt werden, um das Risiko von Missbildungen des Feten zu reduzieren.

Stillzeit

Strenge Indikationsstellung. Metformin geht in die Muttermilch über. Es wurden keine unerwünschten Wirkungen bei gestillten Neugeborenen/Säuglingen beobachtet. Da jedoch nur eine begrenzte Menge an Daten verfügbar ist, wird Stillen während einer Behandlung mit Metformin nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Haut a Hautreaktionen wie Erythem, Pruritus od. Urtikaria (sehr selten)
Geschmack b Geschmacksveränderung (häufig)
Gastrointestinaltrakt c Gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Abdominalschmerzen, Appetitverlust (sehr häufig) (Um die gastrointestinalen Nebenwirk. (meist zu Therapiebeginn, verschwinden meist spontan) zu verhindern od. zu mindern, Metformin mit od. nach dem Essen in 2 od. 3 Einzeldosen einnehmen u. die Dosis langsam steigern.)
Leber d Hepatitis, abnormale Leberfunktionstests (nach Absetzen reversibel) (sehr selten)
Stoffwechsel e Laktatazidose (sehr selten) (s. auch Warnhinweise)
Blut f Resorptionshemmung von Vitamin B12 sowie infolgedessen Senkung der Serumspiegel (mögliche Ursache einer megaloblastären Anämie) (sehr selten)

Wechselwirkungen

a Akute Alkoholintoxikation, v. a. im Zusammenhang mit Fasten, Mangelernährung od. Leberinsuffizienz (a) Erhöhtes Risiko einer Laktatazidose (Alkoholkonsum u. alkoholhaltige Arzneimittel sind zu meiden)
b Iodhaltige Kontrastmittel (intravaskuläre Gabe) (b) Niereninsuffizienz mögl., erhöhtes Risiko einer Laktatazidose
c Glucocorticoide (systemisch u. lokal) (c) Verminderung der blutzuckersenkenden Wirkung (evtl. Dosisanpassung von Metformin erforderlich)
d β2-Agonisten (d) (wie c)
e Diuretika (e) (wie c)
f Diuretika, v. a. Schleifendiuretika (f) Einschränkung der Nierenfunktion mögl., erhöhtes Risiko einer Laktatazidose
g ACE-Hemmer (g) Verstärkte hypoglykämische Wirkung mögl. (evtl. Dosisanpassung von Metformin erforderlich)

Intoxikationen

Bei Dosierungen von bis zu 85 g Metforminhydrochlorid wurde keine Hypoglykämie beobachtet, auch wenn es unter diesen Umständen zu einer Laktatazidose kam. Bei starker Überdosierung od. Vorhandensein von Begleitrisiken kann eine Laktatazidose auftreten.
Therapie
Die wirksamste Methode zur Entfernung von Laktat u. Metformin aus dem Körper ist die Hämodialyse.

Warnhinweise

Durch Akkumulation von Metformin kann eine Laktatazidose verursacht werden. Diese ist gekennzeichnet durch eine azidotische Dyspnoe mit Abdominalbeschwerden u. Hypothermie, gefolgt von Koma. Zu den für die Diagnose relevanten Laborparametern zählen ein erniedrigter pH-Wert des Blutes, Laktatspiegel im Plasma >5 mmol/l sowie eine Erhöhung der Anionenlücke u. des Laktat/Pyruvat-Quotienten. Bei Verdacht auf eine metabolische Azidose, Metformin absetzen u. den Patienten sofort stationär aufnehmen.

Hinweise

a Vor Behandlungsbeginn sowie danach regelmäßige Kontrollen des Serumkreatininspiegels durchführen; mindestens jährlich bei normaler Nierenfunktion, mindestens 2- bis 4-mal jährlich bei älteren Patienten u. wenn der Serumkreatininspiegel an der Obergrenze des Normbereiches liegt.
b Regelmäßige Routine-Laboruntersuchungen zur Überwachung des Diabetes mellitus durchführen.
c Alle Patienten sollten ihre Diät fortsetzen u. dabei auf eine adäquate Verteilung der Kohlenhydratzufuhr achten. Übergewichtige Patienten sollten ihre kalorienreduzierte Diät weiterführen.