Nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika, Anthranilsäure-, Arylessigsäure- und Arylpropionsäurederivate, Oxicame (N 30)

s. auch D 20 Diclofenac s. auch N 31 Nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika (Phenylbutazon)

(s. auch Musterfachinformationen des BfArM, 16. 2. 2007 inkl. Korrektur vom 26. 10. 2007 – Indometacin; 2. 3. 2007 – Ketoprofen; 5. 2. 2007 inkl. Korrektur vom 5. 3. 2007, 7. 3. 2007 inkl. Korrektur vom 25. 4. 2007 – Naproxen)

Gegenanzeige

a Bekannte Reaktionen von Bronchospasmus, Asthma, Rhinitis od. Urtikaria nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure od. anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern in der Vergangenheit
b Ungeklärte Blutbildungsstörungen
c Ungeklärte Gerinnungsstörungen
d Bestehende od. in der Vergangenheit wiederholt aufgetretene peptische Ulzera od. Hämorrhagien (mindestens 2 unterschiedliche Episoden nachgewiesener Ulzeration od. Blutung)
e Gastrointestinale Blutungen od. Perforation in der Anamnese im Zusammenhang mit einer vorherigen Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika
f Zerebrovaskuläre od. andere aktive Blutungen
g Schwere Herzinsuffizienz

Anwendungsbeschränkungen

a Gleichz. Anwendung mit NSAR, einschl. selektiver COX-2-Hemmer
b Gleichz. Anwendung mit anderen Arzneimitteln, die das Risiko für Ulzera od. Blutungen erhöhen können (z. B. orale Kortikosteroide, Antikoagulanzien wie Warfarin, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer od. Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure)
c Ältere Pat.
d Pat. mit gastrointestinaler Erkrankung in der Anamnese (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
e Pat. mit Ulzera in der Anamnese (s. auch Gegenanz. d)
f Hypertonie
g Herzinsuffizienz
h Bestehende ischämische Herzerkrankung, periphere arterielle Verschlusskrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankungen
i Langzeittherapie bei Pat. mit Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse (z. B. Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Rauchen)
j Angeborene Störung des Porphyrinstoffwechsels (z. B. akute intermittierende Porphyrie)
k Systemischer Lupus erythematodes, Mischkollagenose
l Eingeschränkte Nierenfunktion
m Schwere Leberfunktionsstörungen
n Direkt nach größeren chirurgischen Eingriffen
o Heuschnupfen, Nasenpolypen od. chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen
p Pat., die auf andere Stoffe allergisch reagieren
q Gerinnungsstörungen
r Frauen, die schwanger werden möchten

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung im 1. u. 2. Trimenon, kontraindiziert im 3. Trimenon. Daten aus epidemiologischen Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten sowie kardiale Missbildungen u. Gastroschisis nach der Anwendung in der Frühschwangerschaft hin. Das Risiko scheint mit Dosis u. Therapiedauer zu steigen. Während des 3. Trimenons bestehen folgende Risiken: Für den Fetus: Kardiopulmonale Toxizität (mit vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus u. pulmonaler Hypertonie), Nierenfunktionsstörung (bis zu Nierenversagen mit Oligohydramniose). Für Mutter u. Kind am Ende der Schwangerschaft: Verlängerung der Blutungszeit, thrombozytenaggregationshemmender Effekt (auch bei sehr geringen Dosen), Hemmung der Uteruskontraktionen mit der Folge eines verspäteten od. verlängerten Geburtsvorganges.

Stillzeit

a Strenge Indikationsstellung. Substanz geht nur in geringen Mengen in die Muttermilch über. Da nachteilige Folgen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, ist eine Stillunterbrechung bei kurzfristiger Anwendung nicht erforderlich. Bei längerer Anwendung bzw. Einnahme höherer Dosen zur Therapie rheumatischer Erkrankungen frühzeitiges Abstillen in Erwägung ziehen.
b Strenge Indikationsstellung. Substanz geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Eine Anwendung sollte vorsichtshalber vermieden werden.

Nebenwirkungen

Bei länger dauernder Gabe regelmäßige Kontrolle der Leberwerte, der Nierenfunktion u. des Blutbildes.
Haut a Alopezie, bullöse Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom u. toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom)
b Photosensibilisierung
(1.) Hautausschlag u. Hautjucken (s. 1. Immunsystem)
Nervensystem und Psyche c Kopfschmerzen, Schwindel
d Müdigkeit
e Schlaflosigkeit
f Erregung, Reizbarkeit
Augen g Sehstörungen
Ohren h Tinnitus
Gastrointestinaltrakt i Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Diarrhö, Blähungen
j Sodbrennen, Magenschmerzen, Völlegefühl
k Geringfügige Magen-Darm-Blutverluste, die in Ausnahmefällen eine Anämie verursachen können
l Gastrointestinale Ulzera (u. U. mit Blutung u. Durchbruch)
m Hämatemesis, Meläna
n Ulzerative Stomatitis
o Beschwerden im Unterbauch (z. B. blutende, z. T. auch ulzerierende Colititiden)
p Verstärkung einer Colitis ulcerosa od. eines Morbus Crohn
q Verdauungsbeschwerden, abdominale Schmerzen, Teerstuhl, Gastritis
Leber r Leberschäden, insbes. bei Langzeittherapie
Endokrinium s Beeinträchtigung der weiblichen Fertilität
Herz, Kreislauf t Herzinsuffizienz, Hypertonie
(3.) Tachykardie, Blutdruckabfall (s. 3. Immunsystem)
Gefäße u Möglicherweise geringfügig erhöhtes Risiko von arteriellen Ereignissen (z. B. Herzinfarkt u. Schlaganfall) bei Einnahme hoher Dosen u. bei Langzeitbehandlung
Atemwege (2.) Asthmaanfälle (ggf. mit Blutdruckabfall) (s. 2. Immunsystem)
(3.) Innere Kehlkopfschwellung mit Einengung der Luftwege, Luftnot (s. 3. Immunsystem)
Blut v Störungen der Blutbildung (Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie)
Urogenitaltrakt w Ödeme (z. B. periphere Ödeme), insbes. bei Pat. mit arterieller Hypertonie od. Niereninsuffizienz
x Akutes Nierenversagen, nephrotisches Syndrom, interstitielle Nephritis
y Hyperurikämie
z Papillennekrosen, insbes. bei Langzeittherapie
Immunsystem 1. Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautausschlag u. Hautjucken
2. Überempfindlichkeitsreaktionen mit Asthmaanfällen (ggf. mit Blutdruckabfall)
3. Schwere allgemeine Überempfindlichkeitsreaktionen (Gesichtsödem, Zungenschwellung, innere Kehlkopfschwellung mit Einengung der Luftwege, Luftnot, Tachykardie, Blutdruckabfall bis zum bedrohlichen Schock)
Sonstiges 4. Verschlechterung infektionsbedingter Entzündungen (z. B. Entwicklung einer nekrotisierenden Fasziitis)
5. Hinweis: Nach längerem Gebrauch von Analgetika Kopfschmerzen mögl., die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen. Die gewohnheitsmäßige Einnahme, insbes. bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, kann zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.

Wechselwirkungen

a Andere NSAR einschl. Salicylate (a) Synergistischer Effekt, erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera u. Blutungen
b Digoxin, Phenytoin, Lithium (b) Erhöhter Serumspiegel dieser Wirkstoffe
c Diuretika, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Antagonisten (c) Abschwächung der Wirkung dieser Arzneimittel; bei Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion weitere Verschlechterung der Nierenfunktion, einschl. akutes Nierenversagen bei Kombination mit ACE-Hemmern od. Angiotensin-II-Antagonisten mögl. (gewöhnlich reversibel), Kombination nur mit Vorsicht
d Kaliumsparende Diuretika (d) Hyperkaliämie
e Glucocorticoide (e) Erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera od. Blutungen
f Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (f) Erhöhtes Risiko gastrointestinaler Blutungen
g Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (g) (wie f)
h Methotrexat (h) Erhöhung der Konzentration von Methotrexat, Zunahme seiner toxischen Wirkung (bei NSAR-Gabe innerhalb von 24 Stunden vor od. nach Methotrexat)
i Ciclosporin (i) Erhöhtes Risiko einer Nierenschädigung
j Antikoagulanzien (j) Wirkungsverstärkung der Antikoagulanzien
k Probenecid (k) Verzögerte Ausscheidung des NSAR
l Sulfinpyrazon (l) (wie k)
m Antacida (m) Verringerte Resorption des NSAR
n Alkohol (n) Verstärkung der Nebenwirk., insbes. solcher, die den Gastrointestinaltrakt od. das ZNS betreffen

Intoxikationen

Symptome: Zentralnervöse Störungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Bewusstlosigkeit, Abdominalschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, gastrointestinale Blutungen, Funktionsstörungen der Leber u. Nieren, Hypotension, Atemdepression, Zyanose.
Therapie
Ein spezifisches Antidot existiert nicht.