Ramipril (R 5)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 6. 4. 2009 – Ramipril)

Gegenanzeige

a Überempfindlichkeit gegen andere ACE-Hemmer
b Anamnestisch bekanntes Angioödem (hereditär od. idiopatisch, z. B. infolge einer früheren ACE- Hemmer-Therapie)
c Nierenarterienstenose (beidseitig bzw. einseitig bei Einzelniere)
d Zustand nach Nierentransplantation
e Hämodynamisch relevante Aorten- od. Mitralklappenstenose bzw. hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
f Primärer Hyperaldosteronismus
Bei geringer bis mäßiger Herzinsuffizienz nach akutem Myokardinfarkt:
g Anhaltende Hypotonie (systolisch <90 mmHg)
h Orthostatische Dysregulation
i Schwere Herzinsuffizienz (NYHA IV)
j Instabile Angina pectoris
k Lebensbedrohliche ventrikuläre Arrhythmien
l Cor pulmonale
Aufgrund unzureichender Therapieerfahrungen:
m Nephropathie, die mit Steroiden, nichtsteroidalen Antiphlogistika, Immunmodulatoren u./od. zytotoxischen Substanzen behandelt wird
n Dialyse
o Primäre Lebererkrankung od. Leberinsuffizienz
p Unbehandelte dekompensierte Herzinsuffizienz
q Kinder
Gefahr anaphylaktoider Reaktionen:
r Gleichz. Anwendung von extrakorporalen Therapieverfahren, die zum Kontakt mit Blut mit negativ geladenen Oberflächen führen, z. B. Dialyse od. Hämofiltration mit High-flux-Membranen (z. B. „AN 69“), Low-Density-Lipoprotein-Apherese mit Dextransulfat
s Während einer Desensibilisierungstherapie gegen Insektengifte (z. B. von Bienen od. Wespen)

Anwendungsbeschränkungen

a Klinisch relevante Elektrolytstörungen
b Gestörte Immunreaktion od. Kollagenkrankheit (z. B. Lupus erythematodes, Sklerodermie)
c Gleichz. systemische Therapie mit Arzneimitteln, die die Abwehrreaktionen unterdrücken (z. B. Kortikoide, Zytostatika, Antimetabolite)
d Gleichz. Therapie mit Allopurinol, Procainamid, Lithium
e Pat. mit erhöhter Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems, z. B.:
  • Pat., die mit Diuretika vorbehandelt sind
  • Pat. mit Salz- u./od. Flüssigkeitsmangel
  • Pat. mit schwerer Hypertonie
  • Pat. mit Herzinsuffizienz, insbes. nach akutem Myokardinfarkt
  • Pat. mit linksventrikulärer Ein- od. Ausflussbehinderung (z. B. Aorten- od. Mitralklappenstenose, hypertrophe Kardiomyopathie)
  • Pat. mit einer hämodynamisch relevanten Nierenarterienstenose
f Ältere Pat. (>65 Jahre)
g Pat., die durch einen unerwünscht starken Blutdruckabfall besonders gefährdet würden (z. B. Pat. mit Stenosen der Koronar- od. hirnversorgenden Gefäße)
h Herzinsuffizienz
i Einseitige Nierenarterienstenose
j Eingeschränkte Nierenfunktion
k Gleichz. Therapie mit Arzneimitteln, die Blutbildveränderungen verursachen können (z. B. Immunsuppressiva, Zytostatika, Allopurinol, Procainamid)

Schwangerschaft

Anwendung im 1. Trimenon nicht empfohlen, im 2. u. 3. Trimenon kontraindiziert. Es liegen keine endgültigen epidemiologischen Daten hinsichtlich eines teratogenen Risikos nach Anwendung von ACE-Hemmern während des 1. Trimenons vor; ein geringfügig erhöhtes Risiko kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Sofern ein Fortsetzen der ACE-Hemmer-Therapie nicht als notwendig erachtet wird, sollten Patientinnen, die planen, schwanger zu werden, auf eine alternative antihypertensive Therapie mit geeignetem Sicherheitsprofil für Schwangere umgestellt werden. Wird eine Schwangerschaft festgestellt, ist eine Behandlung mit ACE-Hemmern unverzüglich zu beenden u., wenn erforderlich, eine alternative Therapie zu beginnen. Es ist bekannt, dass eine Therapie mit ACE-Hemmern während des 2. u. 3. Trimenons fetotoxische Effekte (verminderte Nierenfunktion, Oligohydramnion, verzögerte Schädelossifikation) u. neonatal-toxische Effekte (Nierenversagen, Hypotonie, Hyperkaliämie) hat. Im Falle einer Exposition mit ACE-Hemmern ab dem 2. Trimenon werden Ultraschalluntersuchungen der Nierenfunktion u. des Schädels empfohlen. Säuglinge, deren Mütter ACE-Hemmer eingenommen haben, sollten häufig wiederholt auf Hypotonie untersucht werden. Eine Behandlung mit ACE-Hemmern sollte nicht während der Schwangerschaft begonnen werden.

Stillzeit

Da ungenügende Erkenntnisse zur Anwendung in der Stillzeit vorliegen, wird Ramipril nicht empfohlen. Eine alternative antihypertensive Therapie mit einem besser geeigneten Sicherheitsprofil bei Anwendung in der Stillzeit ist vorzuziehen, insbes. wenn Neugeborene od. Frühgeborene gestillt werden.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Haut (y) Haut- od. Schleimhautreaktionen (z. B. als Ausdruck einer allergischen Reaktion) wie Ausschlag, Urtikaria, Pruritus od. angioneurotisches Ödem mit Beteiligung von Lippen, Gesicht u./od. Extremitäten (gelegentlich) (s. y Immunsystem)
a Flush (selten)
b Schwerwiegende Hautreaktionen wie Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom od. toxische epidermale Nekrolyse, makulopapuläres Ex- od. Enanthem, Pemphigus, Verschlimmerung einer Psoriasis, psoriasiforme, pemphigoide od. lichenoide Haut- od. Schleimhautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, Onycholyse, Vaskulitis u. Verstärkung od. Auslösung einer Raynaud-Symptomatik (sehr selten)
c Leichtere nichtangioneurotische Ödeme, z. B. im Bereich der Sprunggelenke
Muskel und Skelett d Muskelkrämpfe, Myalgien, Arthralgien (sehr selten)
Nervensystem und Psyche e Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen (gelegentlich)
f Benommenheit, Somnolenz, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Libidoabnahme, Verwirrtheit, Angstgefühl, Nervosität, Unruhe, Tremor (selten); Parästhesien (sehr selten)
(p) Schwindel, Leeregefühl im Kopf (u. U. mit Konzentrationsstörungen) (s. p Herz, Kreislauf)
Augen g Konjunktivitis (gelegentlich); verschwommenes Sehen (selten)
(p) Sehstörungen (s. p Herz, Kreislauf)
Ohren h Hörstörungen (z. B. Tinnitus) (selten)
Geschmack und Geruch i Geruchsstörungen, Geschmacksveränderungen od. vorübergehender Geschmacksverlust (selten)
Gastrointestinaltrakt j Übelkeit, Appetitlosigkeit (gelegentlich)
k Magenschmerzen, Oberbauchbeschwerden (selten mit Erhöhung der Pankreasenzyme), Verdauungsstörungen, Erbrechen, Diarrhö od. Obstipation, Entzündungen der Mund- bzw. Zungenschleimhaut od. des Magen-Darm-Trakts, Mundtrockenheit, Durst (selten)
l Pankreatitis, (Sub-)Ileus (sehr selten)
Leber, Galle m Erhöhung der Bilirubin- u. Leberenzymkonzentration (gelegentlich); Leberfunktionsstörungen (einschl. akutem Leberversagen), Hepatitis (sehr selten)
n Syndrom, das mit cholestatischem Ikterus beginnt u. bis zur hepatischen Nekrose fortschreitet (manchmal mit letalem Ausgang) (sehr selten)
Elektrolyte, Stoffwechsel, Endokrinium o Anstieg der Serumkonzentrationen von Harnstoff u. Kreatinin (gelegentlich), Anstieg der Serumkalium-Konzentration, Abfall der Serumnatrium-Konzentration, Erhöhung der Pankreasenzyme im Serum (selten)
Herz, Kreislauf p Übermäßige Blutdrucksenkung (Hypotonie, Orthostase) mit Symptomen wie Schwindel, Leeregefühl im Kopf (u. U. mit Konzentrationsstörungen), Schwitzen, Schwächegefühl, Sehstörungen (gelegentlich), auch mit Bewusstseinsverlust (Synkope) (selten), insbes. zu Behandlungsbeginn sowie bei Pat. mit Salz- u./od. Flüssigkeitsmangel, Herzinsuffizienz (insbes. nach akutem Myokardinfarkt), schwerer Hypertonie u. bei Dosiserhöhung von Ramipril u./od. Diuretika
q Im Zusammenhang mit einem verstärkten Blutdruckabfall: Tachykardie (gelegentlich); Palpitationen, Angina pectoris (selten); Myokardinfarkt, TIA, ischämischer zerebraler Insult (sehr selten)
r Auftreten od. Verstärkung von Herzrhythmusstörungen (selten)
Gefäße s Verschlechterung von Durchblutungsstörungen infolge einer Gefäßstenose (sehr selten)
Atemwege t Trockener Reizhusten (häufig); Bronchospasmus, Atemnot, Bronchitis, Sinusitis, Rhinitis (selten)
(z) Angioödeme des Kehlkopfes, des Rachens u./od. der Zunge (selten) (s. z Immunsystem)
Blut u Abfall von Hämoglobinkonzentration, Hämatokrit, Leukozytenzahl (selten)
v Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie (selten), Agranulozytose od. Panzytopenie (z. B. infolge Myelosuppression) (sehr selten), insbes. bei Pat. mit eingeschränkter Nierenfunktion, Kollagenkrankheiten od. gleichz. Therapie mit Allopurinol, Procainamid od. bestimmten Arzneimitteln, die die Abwehrreaktionen unterdrücken
w Erhöhte ANA-Titer, Hämolyse/hämolytische Anämie (auch im Zusammenhang mit Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel) (sehr selten)
Urogenitaltrakt x Auftreten od. Verstärkung von Nierenfunktionsstörungen (gelegentlich); akutes Nierenversagen, Proteinurie (teilweise mit gleichz. Verschlechterung der Nierenfunktion) (sehr selten)
Immunsystem y Haut- od. Schleimhautreaktionen (z. B. als Ausdruck einer allergischen Reaktion) wie Ausschlag, Urtikaria, Pruritus od. angioneurotisches Ödem mit Beteiligung von Lippen, Gesicht u./od. Extremitäten (gelegentlich)
z Angioödeme des Kehlkopfes, des Rachens u./od. der Zunge (selten) Hinweis: Bei Pat. mit schwarzer Hautfarbe wurde im Vergleich zu Pat. mit nichtschwarzer Hautfarbe eine höhere Inzidenz von Angioödemen unter ACE-Hemmer-Therapie berichtet.
1. Überempfindlichkeitsreaktionen auf Insektengifte können eher auftreten u. schwerer verlaufen
Sonstiges 2. Fieber (sehr selten)

Wechselwirkungen

a Kaliumsalze, kaliumsparende Diuretika (z. B. Amilorid, Triamteren, Spironolacton) (a) Erhöhung der Serumkaliumspiegel
b Heparin (b) (wie a)
c Antihypertensiva (insbes. Diuretika) u. andere Substanzen mit blutdrucksenkendem Potenzial (z. B. Nitrate, trizyklische Antidepressiva) (c) Verstärkte Blutdrucksenkung
d Hypnotika, Narkotika, Anästhetika (d) Verstärkter Blutdruckabfall (ggf. Information des Anästhesisten)
e Vasopressorische Sympathomimetika (z. B. Epinephrin) (e) Verminderte Blutdrucksenkung
f Allopurinol, Procainamid, Zytostatika, Immunsuppressiva, systemische Kortikoide u. andere Arzneimittel, die das Blutbild verändern können (f) Erhöhte Wahrscheinlichkeit hämatologischer Reaktionen, insbes. Leukopenie
g Lithium (g) Erhöhung der Lithium-Serumkonzentration u. Verstärkung der kardio- u. neurotoxischen Wirkung
h Orale Antidiabetika (z. B. Sulfonylharnstoffe, Biguanide), Insulin (h) Durch mögliche Verminderung der Insulinresistenz verstärkte Blutzuckersenkung, Risiko einer Hypoglykämie
i Nichtsteroidale Antiphlogistika, Analgetika (z. B. Indometacin, Acetylsalicylsäure) (i) Verminderung des blutdrucksenkenden Effekts; möglicherweise erhöhtes Risiko einer Verminderung der Nierenfunktion u. einer Erhöhung der Serumkaliumspiegel
j Kochsalz (j) Verminderte Blutdrucksenkung u. geringere Wirkung auf Symptome der Herzinsuffizienz
k Alkohol (k) Verstärkte Blutdrucksenkung u. Alkoholwirkung

Intoxikationen

Symptome: Schwere Hypotonie, Bradykardie, Kreislaufschock, Elektrolytstörungen, Nierenversagen.
Therapie
Neben allgemeinen Maßnahmen zur Elimination (z. B. Magenspülung, Gabe von Adsorbenzien u. Natriumsulfat innerhalb von 30 Minuten nach der Einnahme) müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht bzw. korrigiert werden. Ramipril ist kaum dialysierbar. Bei Hypotonie Kochsalz- u. Volumensubstitution, bei Nichtansprechen zusätzlich Katecholamine i.v., ggf. Therapie mit Angiotensin II. Bei therapierefraktärer Bradykardie Schrittmachertherapie durchführen. Elektrolyt- u. Kreatininkonzentrationen im Serum sind ständig zu überwachen.