Suxamethoniumchlorid (S 60)

(s. auch Monographie BAnz. 103, 6. 6. 1990, Musterfachinformation vom 29. 9. 1994 und Stufenplanverfahren des BfArM)

Gegenanzeige

a Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung
b Maligne Hyperthermie, auch in der Anamnese

Anwendungsbeschränkungen

a Hyperkaliämie
b Überempfindlichkeit gegenüber anderen Muskelrelaxanzien
c Cholinesterasemangel
d Neuromuskuläre Erkrankungen
e Penetrierende Augenverletzungen
f Glaukom
g Kinder u. JugendlicheHinweis: Nach Anwendung von Succinylcholin (Suxamethoniumchlorid) sind Fälle von nicht behebbarem Herzstillstand bei Kindern u. Jugendlichen bekannt geworden. Bei diesen lagen zum Teil bis dahin nicht erkannte neuromuskuläre Erkrankungen vor. Wegen der Schwere der Nebenwirk. wird empfohlen, die Anwendung von Succinylcholin (Suxamethoniumchlorid) auch bei augenscheinlich gesunden Kindern u. Jugendlichen auf Situationen zu beschränken, in denen eine sofortige Intubation od. ein Freihalten der Atemwege in Notfallsituationen erforderlich ist.

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung. Während der Schwangerschaft darf Suxamethoniumchlorid nur für Kurznarkosen eingesetzt werden. Ausreichende Erfahrungen liegen nicht vor. Eine eventuelle Suxamethonium-Unverträglichkeit der Schwangeren sollte auf jeden Fall vor der Narkose ausgeschlossen werden.Bei einer Narkose während der Entbindung geht Suxamethoniumchlorid nur in geringen Mengen in den Feten über. Negative Auswirkungen auf das Neugeborene sind nicht beobachtet worden. In der Schwangerschaft u. unmittelbar post partum tritt eine Reduzierung der Pseudocholinesterase-Aktivität von 20–30% auf. Magnesium verlängert die Wirkung von Suxamethoniumchlorid.

Nebenwirkungen

Haut a Allergische Hautreaktionen (häufig)
Muskel und Skelett b Faszikulationen der Muskulatur (häufig)
c Myoglobinurie mit nachfolgendem Nierenversagen (Einzelfälle, überwiegend bei Jugendlichen)
d Muskelschmerzen (häufig)
e Rhabdomyolyse (Einzelfälle)
Augen f Erhöhung des Augeninnendrucks
Gastrointestinaltrakt g Erhöhung des intragastralen Drucks
Herz h Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Arrhythmie, Bradykardie mit AV-Knoten-Ersatzrhythmus) (gelegentlich)
i Herzstillstand (bes. bei Kindern u. Jugendlichen)
Immunsystem j Allergische Reaktionen bis zum Schock (selten)
Sonstiges k Maligne Hyperthermie (Einzelfälle)

Wechselwirkungen

a Nichtdepolarisierende Muskelrelaxanzien (a) Verzögerter Wirkungseintritt u. Abschwächung der Wirkung von Suxamethoniumchlorid
b Amphotericin B (b) Neuromuskuläre Blockade verstärkt
c Aminoglykoside (c) (wie b)
d Chinidin (d) (wie b)
e Thiopental (e) (wie b)
f Bei klinischen Situationen u. Medikationen, die die Cholinesteraseaktivität herabsetzen (f) Wirkung von Suxamethoniumchlorid verlängert

Intoxikationen

Verlängerte periphere Ateminsuffizienz. Dosis- u. zeitabhängig ist mit der Entwicklung eines Phase-II-Blocks zu rechnen. Suxamethonium darf nur von einem Arzt angewendet werden, der die endotracheale Intubation beherrscht u. wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht.
Therapie
Bis zur Wiederherstellung einer intakten Eigenatmung ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Neuromuskuläre Funktion intraoperativ mittels Nervstimulator überwachen. Durch Präcurarisierung mit nichtdepolarisierenden Muskelrelaxanzien können die Nebenwirk., mit Ausnahme der allergischen Reaktionen u. maligner Hyperthermie, mit unterschiedlichem Erfolg abgeschwächt od. vermieden werden.