Thiazidderivate und Analoga (T 25)

s. auch H 48 Hydrochlorothiazid

(s. auch Monographie BAnz. 22, 3. 2. 1993 – Hydrochlorothiazid)

Gegenanzeige

a Niereninsuffizienz (akute Glomerulonephritis) (unwirksam bei einem Serum-Kreatinin >1,8–2 mg/dl bzw. einer Kreatinin-Clearance <30 ml/min)
b Schwere Leberfunktionsstörungen (Präkoma, Coma hepaticum)
c Hypokaliämie
d Therapieresistente Hypokaliämie
e Hyponatriämie
f Hypovolämie
g Hypercalcämie
h Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide (mögliche Kreuzresistenz beachten)

Anwendungsbeschränkungen

a Gicht
b Niereninsuffizienz (bei einem Serum-Kreatinin von 1,1–1,8 mg/dl bzw. leichter Einschränkung der Kreatinin-Clearance von 30–60 ml/min)
c Hinweis: Bei Pat. mit gleichz. Herzglykosid-, Glucocorticoid- od. Laxanzientherapie sowie bei Pat. mit verändertem Elektrolyt- u. Wasserhaushalt Kontrolle u. Überwachung der Elektrolyte, Kreatinin bzw. Glucose im Plasma.

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Substanz ist plazentagängig. In der Amnionflüssigkeit sind erhöhte Harnsäure- u. Kreatininkonzentrationen nachweisbar. Auswirkungen von Störungen des Elektrolythaushaltes der Schwangeren auf den Feten sowie eine verminderte Plazentadurchblutung sind möglich. Bei Exposition in der 2. Hälfte der Schwangerschaft kann bei Neugeborenen eine Thrombozytopenie durch Thiazide ausgelöst werden.

Stillzeit

Kontraindiziert. Substanz geht in die Muttermilch über u. hemmt die Laktation. In Abhängigkeit von Dosis, Art der Anwendung u. Dauer der Medikation kann eine ernsthafte Schädigung des Säuglings eintreten. Bei Diuretika mit langer Halbwertszeit Kumulationsgefahr. Vereinzelt Hypokaliämie, Thrombozytopenie. Stillende Mütter sollten damit nicht behandelt werden bzw. abstillen.

Nebenwirkungen

Die häufigsten unerwünschten Begleiterscheinungen resultieren aus der vermehrten Wasser- u. Elektrolytausscheidung. Ein Kaliummangel kann Ursache kardialer Arrhythmien sein.
Haut (z) Pruritus, Hautrötung, Urtikaria, chronische Photosensibilität (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Muskel und Skelett a Konvulsionen (bei exzessiver Diurese infolge Dehydratation u. Hypovolämie) (selten)
(j) Hypotonie der Skelettmuskulatur (s. j Hypokaliämie)
Kollagenosen (z) Lupus erythematodes (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Nervensystem und Psyche b Müdigkeit, Benommenheit, Schläfrigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen (diuresebedingt)
c Verwirrtheitszustände (bei exzessiver Diurese infolge Dehydratation u. Hypovolämie) (selten)
(j) Apathie (s. j Hypokaliämie)
Augen d Einschränkung der Bildung von Tränenflüssigkeit, Sehstörungen (selten)
Gastrointestinaltrakt e Mundtrockenheit, Durst (diuresebedingt)
f Pankreatitis (gelegentlich)
(j) Gastrointestinale Beschwerden (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden, krampfartige Beschwerden, Diarrhö) (s. j Hypokaliämie)
(j) Obstipation durch Adynamie der glatten Muskulatur sowie Subileus bis hin zum paralytischen Ileus (s. j Hypokaliämie)
Leber, Galle g Akute Cholezystitis (bei bestehender Cholelithiasis) (gelegentlich)
h Ikterus (selten)
Elektrolyte, Stoffwechsel, Endokrinium i Wasser- u. Elektrolytstörungen, insbes. Hypokaliämie, Hypochlorämie, Hypercalcämie (dosis- u. altersabhängig) (häufig)
j Hypokaliämie mit Symptomen wie gastrointestinale Beschwerden, Apathie, Hypotonie der Skelettmuskulatur, Adynamie der glatten Muskulatur mit Obstipation, Subileus bis hin zum paralytischen Ileus, EKG-Veränderungen (häufig)
k Hypermagnesiurie (häufig), Hypomagnesiämie (gelegentlich)
l Erhöhung der Cholesterin- u. Triglyzeridspiegel (häufig)
m Hyperglykämie u. Glukosurie (häufig)
n Hyperurikämie, Gichtanfälle (bei Disposition)
o Hyperamylasämie (gelegentlich)
p Potenzstörungen (in Kombination mit Betarezeptorenblockern, aber auch bei Monotherapie wahrscheinlich)
Herz, Kreislauf q Kreislaufkollaps (bei exzessiver Diurese infolge Dehydratation u. Hypovolämie) (selten)
r Herzrhythmusstörungen u. gesteigerte Glykosidüberempfindlichkeit (häufig)
s Herzklopfen
t Hypotonie (diuresebedingt)
u Orthostatische Regulationsstörungen (diuresebedingt)
(j) EKG-Veränderungen (s. j Hypokaliämie)
Gefäße (z) Vaskulitis (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Atemwege (z) Allergisches Lungenödem (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Blut v Hämokonzentration (bei exzessiver Diurese infolge Dehydratation u. Hypovolämie, dadurch – selten – Thrombose u. Embolie)
w Aplastische Anämie, Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie (in Einzelfällen)
(z) Hämolytische Anämie (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Urogenitaltrakt x Harnstoff- u. Kreatininanstieg (gelegentlich)
y Akutes Nierenversagen (bei exzessiver Diurese infolge Dehydratation u. Hypovolämie) (selten)
(z) Akute interstitielle Nephritis (s. z Überempfindlichkeitsreaktionen)
Immunsystem z Überempfindlichkeitsreaktionen (hämolytische Anämie, allergische Hautreaktionen wie Pruritus, Hautrötung, Urtikaria, kutaner Lupus erythematodes, chronische Photosensibilität, Arzneimittelfieber [selten], akute interstitielle Nephritis, Vaskulitis, allergisches Lungenödem)

Wechselwirkungen

a Blutdrucksenkende Pharmaka (andere Diuretika, Betarezeptorenblocker, Antihypertonika, Nitrate, Vasodilatatoren, Barbiturate, Phenothiazine, trizyklische Antidepressiva u. Alkohol) (a) Blutdrucksenkende Wirkung verstärkt
b ACE-Hemmer (b) Überschießender Blutdruckabfall sowie Verschlechterung der Nierenfunktion möglich (ACE-Hemmer entsprechend vorsichtig dosieren!)
c Nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika (c) Diuretische u. antihypertensive Wirkung der Diuretika vermindert
d Salicylate (hochdosiert) (d) Toxische Wirkung der Salicylate auf das ZNS verstärkt
e Orale Antidiabetika (e) Blutzuckersenkung vermindert
f Harnsäuresenkende Pharmaka (f) Harnsäuresenkende Wirkung vermindert
g Adrenalin, Noradrenalin (g) Wirkung der Sympathomimetika abgeschwächt
h Herzglykoside (h) Wirkungen u. Nebenwirk. bei Kalium- od. Magnesiummangel verstärkt
i Laxanzien (i) Vermehrte Kaliumausscheidung
j Glucocorticoide (j) (wie i)
k Lithium (in höherer Dos.) (k) Kardio- u. neurotoxische Wirkung von Lithium verstärkt (erhöhter Lithiumspiegel)
l Curareartige Muskelrelaxanzien (l) Wirkung der Relaxanzien verstärkt u. verlängert
m Chinidin (m) Chinidinausscheidung vermindert
n Zytostatika (z. B. Cyclophosphamid, Fluorouracil, Methotrexat) (n) Verstärkte Knochenmarkstoxizität (insbes. Granulozytopenie)
o Colestipol u. Colestyramin (o) Verminderte Resorption

Intoxikationen

Dem Wirkmechanismus entsprechend können unter Überdosierung eine anhaltende Diurese, in akuten Fällen initialer Blutdruckabfall, bei längerem Verlauf (falls Filtrationsdruck ausreichend) bedrohliche Störungen des Elektrolythaushaltes, insbes. Hypokaliämie mit Herzrhythmusstörungen, Digitalisüberempfindlichkeit u. Somnolenz eintreten. Bei blutdrucksenkenden Kombinationspräparaten (z. B. mit Reserpin) u. U. tachykarde od. bradykarde Herzrhythmusstörungen.
Therapie
Kreislaufhilfe, Elektrolytsubstitution.
Cave
Durststillung durch elektrolytarme Getränke. Bei chronischem Diuretika-Abusus kann ein Pseudo-Bartter-Syndrom mit der Folge von Ödemen auftreten. Die Ödeme sind Ausdruck eines Anstiegs des Renins mit der Folge eines sekundären Hyperaldosteronismus.
Präparate (3)
Tensoflux® Tabletten
Bendroflumethiazid, Amilorid
RL FI
TRI-Normin 25®/-50® Filmtabletten
Atenolol, Chlortalidon, Hydralazin
RL