Thioctsäure (α-Liponsäure) (T 35)

(s. auch Musterfachinformationen des BfArM, 1. 12. 2004, 21. 1. 2005 inkl. Korrekturen vom 24. 9. 2008 – Thioctsäure)

Gegenanzeige

Kinder u. Jugendliche (keine klinischen Erfahrungen)

Anwendungsbeschränkungen

Alkoholgenuss

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung. Reproduktionstoxikologische Untersuchungen haben keinerlei Anhaltspunkte ergeben, die eine Beeinflussung der Fertilität u. der frühen Embryonalentwicklung betreffen. Es ließen sich keine fruchtschädigenden Eigenschaften feststellen.

Stillzeit

Strenge Indikationsstellung. Es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Milch übergeht.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Orale Darreichungsformen:
Haut (c) Schwitzen (s. c Stoffwechsel)
(d) Hautausschlag, Urtikaria u. Juckreiz (s. d Immunsystem)
Nervensystem und Psyche (c) Schwindel, Kopfschmerzen (s. c Stoffwechsel)
Augen (c) Sehstörungen (s. c Stoffwechsel)
Geschmack a Veränderung bzw. Störung des Geschmacksempfindens (sehr selten)
Gastrointestinaltrakt b Übelkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Schmerzen, Diarrhö (sehr selten)
Stoffwechsel c Senkung des Blutzuckerspiegels aufgrund verbesserter Glucoseverwertung u. dadurch hypoglykämieartige Beschwerden mit Schwindel, Schwitzen, Kopfschmerzen u. Sehstörungen mögl. (sehr selten)
Immunsystem d Allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Urtikaria u. Juckreiz (sehr selten)
Parenterale Darreichungsformen:
Haut (i) Schwitzen (s. i Stoffwechsel)
(k) Purpura (sehr selten) (s. k Blut)
(l) Urtikaria, Juckreiz, Ekzem, Hautausschlag (s. l Immunsystem)
Nervensystem und Psyche e Kopfdruck (nach rascher Injektion; häufig)
f Krampfanfälle (sehr selten)
(i) Schwindel, Kopfschmerzen (s. i Stoffwechsel)
Augen g Doppelbildersehen (sehr selten)
(i) Sehstörungen (s. i Stoffwechsel)
Geschmack h Veränderung bzw. Störung des Geschmacksempfindens (sehr selten)
Stoffwechsel i Senkung des Blutzuckerspiegels aufgrund verbesserter Glucoseverwertung u. dadurch hypoglykämieartige Beschwerden mit Schwindel, Schwitzen, Kopfschmerzen u. Sehstörungen mögl. (sehr selten)
Atemwege j Atembeklemmung (nach rascher Injektion; häufig)
Blut k Thrombopathie, Purpura (sehr selten)
Immunsystem l Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zu anaphylaktischen Schockreaktionen mögl. (bei Auftreten von Frühsymptomen, z. B. Juckreiz, Übelkeit, Unwohlsein, sofortiger Therapieabbruch)
Sonstiges m Reaktionen an der Injektionsstelle (sehr selten)

Wechselwirkungen

a Cisplatin (a) Wirkungsverlust von Cisplatin mögl.
b Insulin, orale Antidiabetika (b) Blutzuckersenkende Wirkung evtl. verstärkt (engmaschige Blutzuckerkontrolle im Anfangsstadium der α-Liponsäure-Therapie)
c Metallverbindungen (z. B. Eisenpräparate, Magnesiumpräparate, Milchprodukte aufgrund des Calciumgehaltes) (c) Komplexbildung mit α-Liponsäure (Einnahmeabstand einhalten)
Parenterale Darreichungsformen zusätzlich:
d Inkompatibilitäten: Zur Vermeidung chemischer Reaktionen nicht mischen mit Metallionen-Komplexen (z. B. mit Cisplatin), Zuckermolekülen (z. B. Lävulose-Lösung), Glucose-Lösung, Ringer-Lösung sowie mit Lösungen, von denen bekannt ist, dass sie mit SH-Gruppen bzw. Disulfid-Brücken reagieren.

Intoxikationen

Übelkeit, Erbrechen u. Kopfschmerzen können auftreten. Nach akzidenteller od. suizidaler Einnahme oraler Dosen zwischen 10 u. 40 g α-Liponsäure in Verbindung mit Alkohol sind schwerwiegende Intoxikationen, teilweise mit letalem Ausgang, beobachtet worden. Das klinische Vergiftungsbild kann sich in psychomotorischer Unruhe od. Bewusstseinstrübung äußern u. geht im weiteren Verlauf mit generalisierten Krampfanfällen u. der Ausbildung einer Laktacidose einher. Des Weiteren wurden Hypoglykämie, Schock, Rhabdomyolyse, Hämolyse, disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC), Knochenmarksdepression u. Multiorganversagen als Folgen einer Intoxikation mit hohen α-Liponsäure-Dosen beschrieben.
Therapie
Bereits bei Verdacht auf eine Intoxikation ist eine unverzügliche Klinikeinweisung u. die Einleitung von Maßnahmen indiziert (z. B. induziertes Erbrechen, Magenspülung, Aktivkohle etc.). Die Behandlung generalisierter Krampfanfälle, der Laktacidose u. aller anderen vital bedrohlichen Folgen einer Intoxikation müssen symptomatisch erfolgen. Der Nutzen des Einsatzes von Hämodialyse, Hämoperfusions- od. Filtrationstechniken in der forcierten Elimination von α-Liponsäure ist derzeit nicht gesichert.