Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (Benazepril, Perindopril) (A 95)

s. auch E 12 Enalapril s. auch L 44 Lisinopril s. auch R 5 Ramipril

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 23. 10. 1996 – Captopril)

Gegenanzeige

a Angioödem (auch in der Anamnese)
b Nierenarterienstenose (beidseitig od. einseitig bei einer Einzelniere)
c Zustand nach Nierentransplantation
d Hämodynamisch relevante Aorten- od. Mitralklappenstenose
e Hypertrophe Kardiomyopathie
f Primärer Hyperaldosteronismus
g Kinder (mangels Therapieerfahrung)
Cave: Akute Gefahr lebensbedrohlicher anaphylaktischer Reaktionen bei:
h Gleichz. Gabe von ACE-Hemmern im Rahmen einer Dialyse od. Hämofiltration mit Polyacrylnitrilmethallyl-sulfonat-high-flux-Membranen
i Gleichz. Gabe von ACE-Hemmern während einer LDL-Apherese mit Dextransulfat
j Gleichz. Gabe von ACE-Hemmern während einer Desensibilisierungstherapie mit Insektengiften

Anwendungsbeschränkungen

a Schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance <30 ml/min)
b Proteinurie (>1 g/Tag)
c Klinisch relevante Elektrolytstörungen
d Primäre Lebererkrankung od. Leberinsuffizienz
e Gestörte Immunreaktion od. Kollagenkrankheit (z. B. Lupus erythematodes, Sklerodermie)
f Immunsuppressive Therapien (z. B. Corticoide, Zytostatika, Antimetabolite), Allopurinol, Procainamid od. Lithium
g Dialyse
Insbes. zu Therapiebeginn u. nur unter intensiver Überwachung von Blutdruck u./od. repräsentativen Laborparametern anwenden bei:
h Eingeschränkter Nierenfunktion (Dosisreduzierung erforderlich, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Alternativ ist das Dosierungsintervall zu verlängern)
i Schwerer od. renaler Hypertonie
j Pat. >65 Jahre
k Pat. mit Salz- u./od. Flüssigkeitsmangel
l Schwerer Herzinsuffizienz

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor. Fetotoxische Wirkungen sind bekannt: Risiken für den Feten durch die Wirkungsweise der Substanzklasse, insbes. im 2. u. 3. Trimenon. Anurie bei Neugeborenen.

Stillzeit

Kontraindiziert. Substanz geht in die Milch über. Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Stillzeit vor.

Nebenwirkungen

Haut (x) Hautreaktionen wie Exantheme (gelegentlich), Urtikaria, Pruritus, angioneurotisches Ödem (selten), schwerwiegende Hautreaktionen (z. B. Erythema multiforme) (Einzelfälle) (s. x Überempfindlichkeitsreaktionen) Hinweis: Bei schwerwiegenden Hautreaktionen Therapie ggf. abbrechen.
a Psoriasiforme Exantheme (Einzelfälle)
b Photosensibilität (Einzelfälle)
c Haarausfall (Einzelfälle)
d Onycholyse (Einzelfälle)
Muskel und Skelett (x) Myalgien, Arthralgien/Arthritis (Einzelfälle) (s. x Überempfindlichkeitsreaktionen)
Nervensystem und Psyche (n) Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Benommenheit (s. n starker Blutdruckabfall)
e Zentralnervöse Störungen (z. B. Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Verwirrtheit), Parästhesien (gelegentlich)
Augen (n) Sehstörungen (s. n starker Blutdruckabfall)
Ohren (n) Ohrensausen, Gleichgewichtsstörungen (s. n starker Blutdruckabfall)
Geschmack f Geschmacksstörungen, vorübergehender Geschmacksverlust (selten)
Gastrointestinaltrakt g Mundtrockenheit, Glossitis (Einzelfälle)
h Gastrointestinale Störungen (gelegentlich: Übelkeit, Oberbauchbeschwerden u. Verdauungsstörungen; selten: Appetitlosigkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation)
i Pankreatitis (Einzelfälle)
j Ileus (Einzelfälle)
Leber, Galle k Leberfunktionsstörungen (Hepatitis) (Einzelfälle)
l Cholestatischer Ikterus fortschreitend bis zur hepatischen Nekrose, manchmal mit letalem Ausgang (selten). Hinweis: Bei Auftreten eines Ikterus od. bei deutlichem Anstieg der Leberenzyme Therapie sofort abbrechen u. Pat. ärztlich überwachen.
Elektrolyte m Elektrolytstörungen (z. B. Hyperkaliämie, Hyponatriämie)
Herz, Kreislauf n Starker Blutdruckabfall bes. zu Therapiebeginn sowie bei Pat. (s. Anwendungbeschränk. h–l) mit Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Sehstörungen, selten Synkope, Einzelfälle von Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Herzinfarkt, transitorischen ischämischen Attacken, zerebralem Insult
Gefäße o Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik (Einzelfälle)
p Vaskulitiden (s. x Überempfindlichkeitsreaktionen)
Atemwege q Bronchitis, trockener Reizhusten (gelegentlich)
r Atemnot, Sinusitis, Rhinitis (selten)
s Bronchospasmen (Einzelfälle)
t Allergische Alveolitis (eosinophile Pneumonie) (Einzelfälle)
(x) Kehlkopf-, Rachen- u. Zungenschwellung (s. auch x Angioneurotisches Ödem)
Blut u Blutbildveränderungen: z. B. Thrombopenie, Leukopenie, Anämie (selten), Agranulozytose, Panzytopenie (Einzelfälle)
(x) Leukozytose, Eosinophilie (Einzelfälle) (s. x Überempfindlichkeitsreaktionen)
Urogenitaltrakt v Impotenz (gelegentlich), Gynäkomastie (Einzelfälle)
w Funktionelle Nierenfunktionsstörungen od. Verschlechterung einer Nierenfunktionsstörung (gelegentlich), in Einzelfällen bis zum akuten Nierenversagen; Proteinurie (selten)
Immunsystem x Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hautreaktionen wie Exanthem (gelegentlich), Urtikaria, Pruritus, angioneurotisches Ödem (selten), schwerwiegende Hautreaktionen wie Erythema multiforme (Einzelfälle). Fieber, Myalgien, Arthralgien/Arthritis, Vaskulitiden, Eosinophilie, Leukozytose, erhöhte ANA-Titer (Einzelfälle))

Wechselwirkungen

a Immunsuppressiva (a) Erhöhtes Risiko des Auftretens von Blutbildveränderungen
b Allopurinol (b) Blutbildveränderungen verstärkt
c Zytostatika (c) (wie b)
d Corticoide (d) (wie b)
e Procainamid (e) (wie b)
f Nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika (f) Blutdrucksenkung vermindert
g Narkosemittel (g) Blutdrucksenkung verstärkt
h Kalium, kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Amilorid, Triamteren) sowie Hyperkaliämie induzierende Arzneimittel (z. B. Heparin) (h) Kaliumspiegel erhöht
i Alkohol (i) Wirkungsverstärkung von Alkohol
j Lithium (j) Lithiumausscheidung verlängert
k Antihypertonika (k) Blutdrucksenkung verstärkt, insbes. durch Diuretika
l Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux-Membranen (Dialyse) (l) Erhöhtes Risiko des Auftretens anaphylaktoider Reaktionen, Schock
m Dextransulfat (LDL-Apherese) (m) Erhöhtes Risiko des Auftretens anaphylaktoider Reaktionen, Schock
n Insektengifte (Desensibilisierungstherapie) (n) (wie m)
o Orale Antidiabetika/Insulin (o) Blutzuckersenkung verstärkt
p Kochsalz (p) Blutdrucksenkung vermindert

Intoxikationen

Symptome: Schwere Hypotonie, Bradykardie, Kreislaufschock, Elektrolytstörungen, Nierenversagen.
Therapie
Bei lebensbedrohlichem angioneurotischem Ödem mit Zungen-, Glottis- od. Kehlkopfbeteiligung empfiehlt sich die sofortige s.c. Gabe von 0,3–0,5 mg Epinephrin bzw. langsame i.v. Gabe von 0,1 mg Epinephrin (Verdünnungsanweisung beachten!) unter EKG- u. Blutdruckkontrolle; anschließend systemische Glucocorticoidgabe. Ferner wird die i.v. Gabe von Antihistaminika u. H2-Rezeptorantagonisten empfohlen. Zusätzlich zur Epinephrin-Anwendung kann bei bekanntem C1-Inaktivator-Mangel die Gabe von C1-Inaktivator erwogen werden. Bei Intoxikation sollten sich die Therapiemaßnahmen nach Art u. Zeitpunkt der Verabreichung sowie nach Art u. Schwere der Symptome richten. Allgemeine Maßnahmen zur Elimination, wie Magenspülung, Verabreichung von Adsorbenzien u. Natriumsulfat (innerhalb von 30 Min. nach der Einnahme), müssen unter intensivmedizinischer Überwachung der vitalen Funktionen erfolgen. ACE-Hemmer sind in unterschiedlichem Ausmaß dialysierbar. Bei Hypotonie sollte Kochsalz- u. Volumensubstitution erfolgen; bei Nichtansprechen sind zusätzliche Katecholamine i.v. zu geben. Eine Therapie mit Angiotensin II kann erwogen werden. Bei therapierefraktärer Bradykardie sollte eine Schrittmachertherapie durchgeführt werden. Elektrolyt- u. Kreatininkonzentration im Serum sind ständig zu überwachen.
Präparate (2)