Tetracycline (systemische Anwendung) (T 15)

(s. auch Monographie BAnz. 210, 10. 11. 1990)

Gegenanzeige

a Überempfindlichkeit gegen Tetracycline
b Schwere Leberfunktionsstörungen
c Niereninsuffizienz (Substanzen dieser Gruppe können eine Acidose verstärken, den Katabolismus u. den Rest-N im Serum erhöhen)

Anwendungsbeschränkungen

Bei Kindern <8 Jahren nur bei vitaler Indikation

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Vom 4. Monat an kann es durch Einlagerung von Tetracyclinen beim Feten zu späteren Zahnverfärbungen, Schmelzdefekten u. Verzögerungen des Knochenwachstums kommen. Während der Schwangerschaft besteht eine erhöhte Gefahr von Leberschäden.

Stillzeit

Kontraindiziert. Einlagerung in Zähne (Zahnverfärbung) möglich. Störungen der Darmflora möglich.

Nebenwirkungen

Haut (j) Hautreaktionen, auch schwere (s. j Überempfindlichkeitsreaktionen)
a Phototoxische Reaktionen von belichteten Hautarealen (Erythem, Hautödem, Blasenbildung, selten Nagelablösung u. -verfärbung)
Muskel und Skelett b Reversible Knochenwachstumsverzögerung bei Kindern <8 Jahren (selten)
Nervensystem und Psyche c Intrakranielle Drucksteigerung (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, möglicherweise Papillenödem) (sehr selten)
Augen d Passagere Myopie (Einzelfälle)
Gastrointestinaltrakt e Irreversible Zahnverfärbung u. Zahnschmelzschädigung bei Kindern <8 Jahren (selten)
f Heiserkeit, Schluckbeschwerden, schwarze Haarzunge (selten)
g Gastrointestinale Störungen (Sodbrennen, Magendruck, Meteorismus, Diarrhö)
Hinweis: Bei anhaltenden Diarrhöen u. Koliken an pseudomembranöse Kolitis denken (Präparat absetzen!)
Gefäße h i.v. Anwendung zusätzlich: Thrombophlebitis
Atemwege (j) Bronchospasmen (s. j Überempfindlichkeitsreaktionen)
Blut i Blutbildveränderungen, sehr selten (z. B. Leukopenie, Thrombopenie, Anämie, atypische Lymphozyten, Leukozytosen, toxische Granulation der Granulozyten)
Immunsystem j Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Exanthem, Erytheme, Hautjucken, exfoliative Dermatitis, Urtikaria, fixes Arneimittelexanthem, Erythema exudativum multiforme, Angioödem, Bronchospasmen, anaphylaktischer Schock, serumkrankheitsähnliche Reaktion mit Fieber, Kopfschmerzen u. Gelenkschmerzen)
Sonstiges k Superinfektion durch Bakterien bzw. Sprosspilze, z. B. Mundsoor, Vulvovaginitis (bei langfristiger od. wiederholter Anwendung)

Wechselwirkungen

a Antacida (aluminium-, magnesium-, calciumhaltig) (a) Tetracyclinresorption vermindert
b Milch u. Milchprodukte (b) (wie a)
c Eisensalze, oral (c) (wie a)
d Aktivkohle (d) (wie a)
e Methoxyfluran (e) Nierenversagen
f Antidiabetika, orale (f) Blutzuckersenkung verstärkt
g Antikoagulanzien, orale (g) Antikoagulanzienwirkung verstärkt
h Enzyminduktoren (z. B. Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin, Primidon, chronischer Alkoholabusus) (h) Tetracyclinabbau beschleunigt
i Cyclosporin (i) Cyclosporintoxizität erhöht
j Kontrazeptiva, orale (j) Sicherheit der Kontrazeptiva beeinträchtigt (Beeinflussung der Darmflora)
k Theophyllin (k) Erhöhte Rate gastrointestinaler Beschwerden
l Digoxin (l) Digoxin-Plasmaspiegel erhöht
m Methotrexat (m) Methotrexat-Toxizität verstärkt
n Hinweis: Der Nachweis von Harnzucker, Eiweiß u. Urobilinogen sowie der Nachweis von Katecholaminen im Urin kann gestört sein.

Intoxikationen

Bei Anwendung sehr hoher Dosen od. Ausscheidungsinsuffizienz der Nieren Kumulation; Leberschädigung mit Pankreatitis möglich. Zersetzte Tetracyclin-Präparate (Anhydro-4-epitetracyclin-HCl) können toxisch wirken (Fanconi-Syndrom). Symptome u. klinische Befunde: In der Regel Gelbfärbung des Harns. Positiver Ausfall der Reduktionsproben auf Harnzucker, Magen-Darm-Störungen (Erbrechen), evtl. parenchymatöse Leber- u. Nierenschädigungen. Bei unsachgemäßer Injektion von Tetracyclin-Präparaten kann es zu Schwindel, Hitzegefühl, Rötung des Gesichtes u. gelegentlich zu Kollaps kommen.
Therapie
Behandlung der jeweiligen Organschädigung; ggf. sofortige Unterbrechung der Injektion.