Clonidin (C 82)

(s. auch Monographie BAnz. 161, 26. 8. 1994 – Clonidin; Intoxikationsangaben s. auch Fachinformationen von Dixarit, Paracefan i.v. 0,15 mg)

Gegenanzeige

Orale u. parenterale Applikation:
a Sinusknotensyndrom
b Bradykardie
c Endogene Depression
Lokale Applikation am Auge:
d Hypotonie
e Gefäßsklerose
f Sinusknotensyndrom

Anwendungsbeschränkungen

Orale u. parenterale Applikation:
a Koronare Herzkrankheit (insbes. akuter Myokardinfarkt)
b Fortgeschrittene arterielle Verschlusskrankheit
c Raynaud-Syndrom
d AV-Block II. u. III. Grades
e Thrombangiitis obliterans
f Niereninsuffizienz
g Gleichz. Anwendung mit ähnlich wirkenden Stoffen (Alpha-Methyldopa, Guanfacin, Guanabenz, Reserpin)

Schwangerschaft

Kontraindiziert. Ausreichende Daten über Embryotoxizität u. Teratogenität liegen nicht vor. Clonidin ist plazentagängig u. erreicht im Nabelschnurblut maternalen Werten vergleichbare Konzentrationen.

Stillzeit

Kontraindiziert. Clonidin wird in die Muttermilch sezerniert, die Konzentrationen in der Milch sind ca. doppelt so hoch wie im mütterlichen Plasma.

Nebenwirkungen

Haut (u) Hautrötung, Pruritus (s. u allergische Reaktionen)
Nervensystem und Psyche a Sedierung, Müdigkeit, Benommenheit (häufig)
b Kopfschmerzen, Schwindel (gelegentlich)
c Parästhesien (gelegentlich)
d Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Wahrnehmungsstörungen, Sinnestäuschungen, Albträume, Verwirrtheitszustände (selten)
Augen e Akkommodationsstörungen (selten)
Ohren f Parotisschmerz (gelegentlich)
Gastrointestinaltrakt g Mundtrockenheit (häufig)
h Obstipation, Übelkeit, Erbrechen (gelegentlich)
Stoffwechsel, Endokrinium i Gewichtsabnahme (selten)
j Gynäkomastie (selten)
k Gewichtszunahme (zu Beginn der Therapie)
Herz, Kreislauf l Orthostatische Beschwerden, Kollapsneigung bei Lagewechsel (gelegentlich)
m Bradykardie
n Verstärkung vorbestehender Herzrhythmusstörungen (AV-Blockierung, AV-Dissoziation)
o Blutdruckanstieg (anfänglich od. bei schneller i.v. Injektion, Einzelfälle)
p Verstärkung einer bestehenden Herzinsuffizienz (Einzelfälle)
Gefäße q Raynaud-Syndrom (gelegentlich)
Urogenitaltrakt r Abnahme von Potenz u. Libido (gelegentlich)
s Miktionsstörungen (Einzelfälle)
t Minderperfusion der Niere
Immunsystem u Allergische Reaktionen mit Hautrötung, Pruritus (gelegentlich)
Sonstiges v Beeinflussung des Coombs-Tests sowie der Leberfunktionstests
w Hinweis: Nach plötzlichem Absetzen: Rebound-Phänomene (krisenhafter Blutdruckanstieg, Tachykardie, Unruhe, Nervosität, Zittern, Kopfschmerzen u./od. Übelkeit): langsame Dosisreduktion erforderlich.

Wechselwirkungen

a Betablocker (a) Bradykardie, Herzrhythmusstörungen (AV-Block)
b Herzglykoside (b) Bradykardie, Herzrhythmusstörungen (AV-Block)
c Antihypertensiva (c) Blutdrucksenkende Wirkung verstärkt
d Trizyklische Antidepressiva (d) Blutdrucksenkende Wirkung vermindert
e Zentraldämpfende Pharmaka u. Alkohol (e) Sedierende Wirkung verstärkt
f Hinweis: Bei Kombination mit Betablockern zur Vermeidung bedrohlicher unerwünschter Wirkungen (sympathische Überaktivität) zuerst Betablocker (ausschleichend), anschließend Clonidin (ausschleichend) absetzen.

Intoxikationen

Kopfschmerzen, Unruhe, Nervosität, Zittern, Übelkeit u. Erbrechen, Hautblässe, Miosis, Mundtrockenheit, orthostatische Beschwerden, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Hypotonie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen (AV-Blockierungen), Sedation bis Somnolenz, abgeschwächte od. fehlende Reflexe, Hypothermie. Selten nach hohen Dosen auch Blutdruckanstieg. In schweren Fällen Atemdepression mit kurzen Apnoephasen, Koma.
Therapie
  • Giftentfernung (z. B. Erbrechen auslösen, Magenspülung),
  • Flachlagerung,
  • Überwachung der vitalen Funktionen: ggf. künstliche Beatmung, externer Schrittmacher, i.v. Gabe von Sympathomimetika u./od. Plasmaexpander,
  • bei Bradykardie: s.c. od. i.v. Gabe von Atropin unter EKG-Kontrolle,
  • bei Bradykardie u. Blutdruckabfall: z. B. Dopamin i.v. unter EKG-Kontrolle.
Antidote: Der Nutzen der Alphablocker (Tolazolin) als spezifische Antidote sind umstritten, ein Schaden ist jedoch nicht zu erwarten. Die Anregung der Diurese ist wegen der Gefahr einer Verstärkung des Blutdruckabfalles nicht zu empfehlen. Hämodialyse ist möglich, in ihrer Effektivität jedoch begrenzt, da Clonidin nur in geringem Umfang dialysierbar ist.