Codein, Dihydrocodein (C 85)

(s. auch Musterfachinformation des BfArM, 15. 2. 2007 inkl. Korrektur vom 7. 9. 2010 – Codein und Fachinformationen, Dezember 2008 – Dihydrocodein)

Gegenanzeige

a Ateminsuffizienz
b Koma
c Atemdepression
d Akuter Asthmaanfall
e Chronischer Husten bei Kindern (evtl. Frühsymptom eines Asthma bronchiale)
Codein zusätzlich:
f Pneumonie
g Tiefe Bewusstlosigkeit
h Kinder <2 Jahren
i Tabletten u. Kapseln >11 mg Codein/Sirup >15 mg Codein pro 15 ml/Retardtabletten/Retardsuspension zusätzlich: Kinder bis 12 Jahre
Dihydrocodein zusätzlich:
j Asthma bronchiale
k Kinder <4 Jahren

Anwendungsbeschränkungen

a Abhängigkeit von Opioiden (auch Alkohol u. Sedativa; Kreuztoleranz zu anderen Opioiden beachten)
b Bewusstseinsstörungen
c Störungen des Atemzentrums (z. B. bei Zuständen mit erhöhtem Hirndruck) u. der Atemfunktion
d Pat. nach einer Cholezystektomie (herzinfarktähnliche Symptome sowie Symptomverstärkung bei bestehender Pankreatitis mögl.)
e Eingeschränkte Nierenfunktion, Dialysepat. (Elimination verlangsamt; Dosierungsintervall verlängern)
f Ältere Pat.
g Produktiver Husten mit erheblicher Schleimproduktion
h Gleichz. Anwendung von MAO-Hemmern (od. binnen 14 Tagen nach Beendigung der MAO-Therapie)
Codein zusätzlich:
i Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung
j Hypotension bei gleichz. bestehender Hypovolämie (bei höheren Dosen)
k Genetische CYP2D6-Variabilität (klinische Zeichen einer Morphin-Vergiftung mögl. Kontrolle der individuellen Reaktion des Pat. nötig)
Dihydrocodein zusätzlich:
l Chronische Obstipation
m Kopfverletzungen
n Hypothyreose
o Eingeschränkte Leberfunktion
p Vorbestehende Anfallsleiden

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung im 1. Trimenon. Kontraindiziert kurz vor der Geburt od. drohender Frühgeburt (Gefahr der Atemdepression bei Neugeborenen). Es wurde eine Assoziation zwischen Missbildungen des Respirationstraktes u. der Anwendung von Codein im 1. Trimenon festgestellt. Hinweise auf andere Missbildungen liegen aus epidemiologischen Studien mit Narkoanalgetika, einschl. Codein vor. Bei längerfristiger Einnahme kann sich eine Opiatabhängigkeit des Feten entwickeln. Berichte über Entzugssymptome beim Neugeborenen nach wiederholter Anwendung von Codein im letzten Trimenon der Schwangerschaft liegen vor.

Stillzeit

a Codein: Strenge Indikationsstellung. Codein sowie dessen Metabolit Morphin werden in die Muttermilch ausgeschieden. Im Allgemeinen ist eine einmalige Anwendung in der empfohlenen Dos. mit dem Stillen zu vereinbaren. Unerwünschte Wirkungen auf den Säugling können bei einer wiederholten Behandlung während der Stillzeit nicht ausgeschlossen werden. Das Stillen ist während einer längeren Behandlung zu unterbrechen. Es muss auf Nebenwirk. geachtet werden wie Trinkschwäche, Somnolenz od. Lethargie, die auf eine Morphin-Intoxikation hindeuten.
b Dihydrocodein: Kontraindiziert. Dihydrocodein geht in die Muttermilch über u. kann beim Säugling unerwünschte Wirkungen verursachen.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Haut a Pruritus, urtikarielles Exanthem (gelegentlich)
b Schwere allergische Reaktionen einschl. Stevens-Johnson-Syndrom (selten)
Muskel und Skelett c Erhöhter Muskeltonus der glatten Muskulatur (Einzeldosen >60 mg)
Nervensystem und Psyche d Leichte Kopfschmerzen, leichte Schläfrigkeit (häufig)
e Schlafstörungen (gelegentlich)
f Synkopen (bei hohen therapeutischen Dosen u. bei Intoxikationen)
g Euphorie
h Abhängigkeit Hinweis: Bei längerem u. hoch dosiertem Gebrauch entwickeln sich Toleranz sowie physische u. psychische Abhängigkeit.
Augen i Verschlechterung der visuomotorischen Koordination u. der Sehleistung (bei höheren Dosen u. bei besonders empfindlichen Pat.)
Gastrointestinaltrakt j Übelkeit, u. U. bis zum Erbrechen (insbes. zu Therapiebeginn), Obstipation (sehr häufig)
k Mundtrockenheit (gelegentlich)
Kreislauf l Blutdruckabfall (bei hohen therapeutischen Dosen u. bei Intoxikationen)
Atemwege m Lungenödeme (bei Pat. mit vorher bestehenden Lungenfunktionsstörungen u. hohen therapeutischen Dosen)
Codein zusätzlich:
n Kurzatmigkeit (gelegentlich)
o Atemdepression (bei höheren Dosen u. bei besonders empfindlichen Pat.)
Dihydrocodein zusätzlich:
Haut p Hyperhidrosis, Hautreaktionen/Hautausschlag (gelegentlich)
q Quincke-Ödem (selten)
Nervensystem und Psyche r Schwindelgefühl, Somnolenz (häufig)
s Verwirrtheitszustände, Wahrnehmungsstörungen (z. B. Halluzinationen), Stimmungsänderungen, Konvulsionen (insbes. bei Pat. mit Epilepsie u. Prädisposition zu Krampfanfällen), Parästhesien (gelegentlich)
Augen t Funktionsstörungen der Augen (z. B. Miosis, Skotom) (sehr selten)
Gastrointestinaltrakt u Abdominalschmerz (häufig); Diarrhö (gelegentlich); Ileus (sehr selten)
Leber, Galle v Gallenkolik (gelegentlich); Erhöhung leberspezifischer Enzyme (selten)
Endokrinium w Hyperprolaktinämie
Kreislauf x Kreislaufversagen (sehr selten)
Atemwege y Beeinträchtigung der Atmung (Dyspnoe, Atemdepression) (gelegentlich)
Urogenitaltrakt z Harnretention (gelegentlich)

Wechselwirkungen

a Zentral dämpfende Arzneimittel wie Sedativa, Hypnotika od. Psychopharmaka (Phenothiazine, z. B. Chlorpromazin, Thioridazin, Perphenazin) (a) Sedierende u. atemdepressive Wirkung verstärkt
b Alkohol (b) Psychomotorische Leistungsfähigkeit vermindert
c Antihistaminika (z. B. Promethazin, Meclozin), Antihypertonika (c) Sedierende u. atemdepressive Wirkung verstärkt
d Trizyklische Antidepressiva (Imipramin, Amitriptylin), Opipramol (d) Atemdepression verstärkt
e Schmerzmittel (e) Wirkung der Schmerzmittel verstärkt
f Partielle Opioidagonisten/-antagonisten (z. B. Buprenorphin, Pentazocin) (f) Wirkungsabschwächung mögl.
g Cimetidin u. andere Arzneimittel, die den Leberstoffwechsel beeinflussen (g) Wirkungsverstärkung Hinweis: Unter Morphinbehandlung wurde eine Hemmung des Morphinabbaus mit konsekutiv erhöhten Plasmakonzentrationen beobachtet. Eine solche Wechselwirk. ist nicht auszuschließen.
h Codein zusätzlich: MAO-Hemmer (z. B. Tranylcypromin) (h) Verstärkung der zentralnervösen Wirkungen u. anderer Nebenwirk. in nicht vorhersehbarem Ausmaß
i Dihydrocodein zusätzlich: MAO-Hemmer (i) Erregungszustände, hohes Fieber, Veränderung von Atmungs- u. Kreislauffunktionen mögl.

Intoxikationen

Atemdepression! Weiterhin Somnolenz bis zu Stupor, Koma sowie Miosis, Erbrechen, Kopfschmerzen, Harn- u. Stuhlverhalten, Zyanose, Hypoxie, kalte Haut, Skelettmuskel-Tonus-Verlust sowie Areflexie, mitunter auch Bradykardie u. Blutdruckabfall mögl. Gelegentlich, v. a. bei Kindern, Krämpfe. Die Symptome können durch die gleichz. Einnahme von Alkohol od. zentral dämpfenden Arzneimitteln verstärkt werden.
Therapie
Als Antidot stehen Opiatantagonisten (z. B. Naloxonhydrochlorid) zur Verfügung. Nach deren Verabreichung ist eine engmaschige Überwachung notwendig, da die Wirkdauer der Opiatantagonisten kürzer ist als die des Opioids, so dass mit einem erneuten Auftreten der Ateminsuffizienz gerechnet werden muss.