Acetylsalicylsäure und Derivate (A 5)

s. auch S 5 Salicylsäure und Salicylate (äußerliche Anwendung)

(s. auch Musterfachinformationen des BfArM, 22. 7. 2004, 31. 8. 2005 – Acetylsalicylsäure und Fachinformationen bis Mai 2007)

Gegenanzeige

a Asthmaanfälle od. andere allergische Reaktionen durch Salicylate od. andere nichtsteroidale Analgetika/Antiphlogistika in der Vergangenheit
b Akute Magen-Darm-Geschwüre
c Hämorrhagische Diathese
d Leber- u. Nierenversagen
e Schwere nicht ausreichend behandelte Herzinsuffizienz
f Gleichz. Behandlung mit Methotrexat in einer Dosierung von 15 mg od. mehr pro Woche

Anwendungsbeschränkungen

a Überempfindlichkeit gegen andere Analgetika/Antiphlogistika/Antirheumatika od. andere allergene Stoffe
b Bestehen von anderen Allergien (z. B. mit Hautreaktionen, Juckreiz, Nesselfieber)
c Asthma bronchiale, Heuschnupfen, Nasenpolypen, chronische Atemwegserkrankungen
d Gleichz. Therapie mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln (z. B. Cumarinderivate, Heparin mit Ausnahme niedrig dosierter Heparin-Therapie)
e Magen- od. Darmgeschwüre od. Magen-Darm-Blutungen in der Anamnese
f Eingeschränkte Leber- u./od. Nierenfunktion
g Vor Operationen (auch bei kleineren Eingriffen wie Zahnextraktionen)
h Hinweis: Bei Kindern u. Jugendlichen mit fieberhaften Erkrankungen nur auf ärztliche Anweisung u. nur dann, wenn andere Maßnahmen nicht wirken (Cave: Reye-Syndrom!)

Schwangerschaft

Strenge Indikationsstellung im 1. u. 2. Trimenon, kontraindiziert im 3. Trimenon. Daten aus epidemiologischen Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten sowie kardiale Missbildungen u. Gastroschisis nach der Anwendung in der Frühschwangerschaft hin. Das Risiko scheint mit Dosis u. Therapiedauer zu steigen.Während des 3. Trimenons bestehen folgende Risiken: Für den Fetus: Kardiopulmonale Toxizität (mit vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus u. pulmonaler Hypertonie), Nierenfunktionsstörung (bis zu Nierenversagen mit Oligohydramniose).Für Mutter u. Kind am Ende der Schwangerschaft: Verlängerung der Blutungszeit, thrombozytenaggregationshemmender Effekt (auch bei sehr geringen Dosen), Hemmung der Uteruskontraktionen mit der Folge eines verspäteten od. verlängerten Geburtsvorganges.

Stillzeit

Acetylsalicylsäure u. seine Abbauprodukte gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Da nachteilige Wirkungen für den Säugling bisher nicht bekannt geworden sind, wird bei der Anwendung einer Tagesdosis von bis zu 150 mg bzw. bei gelegentlicher Anwendung der empfohlenen analgetischen Dosis eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich sein. Bei Einnahme höherer Dosen bzw. längerer analgetischer Anwendung sollte abgestillt werden.

Nebenwirkungen

Häufigkeitsangaben: sehr häufig: ≥10%, häufig: ≥1% bis <10%, gelegentlich: ≥0,1% bis <1%, selten: ≥0,01% bis <0,1%, sehr selten (inkl. Einzelfälle): <0,01%
Haut (n) Schwere Hautreaktionen (in Einzelfällen bis zu Erythema exsudativum multiforme), Quincke-Ödem (s. n Überempfindlichkeitsreaktionen)
Nervensystem und Psyche a Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit (mögl. Anzeichen einer Überdosierung, insbes. bei Kindern u. älteren Pat.)
Ohren b Gestörtes Hörvermögen, Tinnitus (mögl. Anzeichen einer Überdosierung, insbes. bei Kindern u. älteren Pat.)
Gastrointestinaltrakt c Gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen (häufig)
d Diarrhöen, Mikroblutungen (häufig)
e Magen- od. Darmblutungen (nach längerer Anwendung Eisenmangelanämie durch verborgene Blutverluste mögl.) (gelegentlich/selten)
f Magen- od. Darmgeschwüre, die sehr selten zur Perforation führen (gelegentlich/selten)
Leber g Erhöhung der Leberwerte (sehr selten)
Stoffwechsel h Hypoglykämie (sehr selten)
Herz, Kreislauf (n) Blutdruckabfall (s. n Überempfindlichkeitsreaktionen)
Atemwege (n) Anfälle von Atemnot (s. n Überempfindlichkeitsreaktionen)
Blut i Blutungen wie Nasenbluten, Zahnfleischbluten od. Hautblutungen mit einer mögl. Verlängerung der Blutungszeit (Wirk. kann über 4–8 Tage nach der Einnahme anhalten)
j Schwerwiegende Blutungen wie zerebrale Blutungen, bes. bei Pat. mit nicht eingestelltem Bluthochdruck u./od. gleichz. Behandlung mit Antikoagulanzien, in Einzelfällen lebensbedrohlich (selten bis sehr selten)
Urogenitaltrakt k Nierenfunktionsstörungen (sehr selten)
l Verminderung der Harnsäureausscheidung (u. U. Auslösung eines Gichtanfalls bei hierfür gefährdeten Pat. mögl.)
Immunsystem m Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen (gelegentlich)
n Überempfindlichkeitsreaktionen wie schwere Hautreaktionen (in Einzelfällen bis zu Erythema exsudativum multiforme) evtl. mit Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, anaphylaktische Reaktionen od. Quincke-Ödem, v. a. bei Asthmatikern (selten)
Sonstiges o Hinweis: Bei dauerhafter Einnahme von Analgetika Kopfschmerzen mögl., die zu erneuter Einnahme führen u. damit eine Fortdauer der Kopfschmerzen bewirken können. Die gewohnheitsmäßige Einnahme, insbes. bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, kann zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.

Wechselwirkungen

a Antikoagulanzien (z. B. Cumarin, Heparin) (a) Erhöhtes Blutungsrisiko (vor einer Thrombolysebehandlung auf Zeichen äußerer od. innerer Blutungen, z. B. blaue Flecken, achten)
b Andere Thrombozytenaggregationshemmer (z. B. Ticlopidin, Clopidogrel) (b) Verlängerung der Blutungszeit
c Systemische Glucocorticoide (Ausnahme Hydrocortison als Ersatztherapie bei M. Addison), Alkoholkonsum (c) Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Geschwüre u. -Blutungen
d Antidiabetika (z. B. Sulfonylharnstoffe) (d) Senkung des Blutzuckerspiegels
e Digoxin (e) Erhöhte Digoxin-Plasmaspiegel
f Andere nichtsteroidale Analgetika/Antiphlogistika (f) Wirkungsverstärkung bis zu erhöhtem Nebenwirkungsrisiko
g Antirheumatika (g) (wie f)
h Methotrexat (h) (wie f)
i Valproinsäure (i) (wie f)
j Aldosteronantagonisten (Spironolacton, Canrenoat) (j) Abschwächung der Wirk. dieser Substanzen
k Schleifendiuretika (z. B. Furosemid) (k) (wie j)
l Antihypertonika (insbes. ACE-Hemmer) (l) (wie j)
m Urikosurika (z. B. Probenecid, Sulfinpyrazon) (m) (wie j)
n Ibuprofen (n) Abschwächung des thrombozytenaggregationshemmenden Effekts von Acetylsalicylsäure in einigen experimentellen Untersuchungen, insbes. bei langfristiger Anwendung von Ibuprofen (klinische Relevanz unbekannt)

Intoxikationen

Unterschieden werden die chronische Überdosierung mit überwiegend zentralnervösen Störungen („Salicylismus“) (vgl. Nebenwirk.) u. die akute Intoxikation. Symptome bei leichteren Graden einer akuten Intoxikation (200-400 μg/ml): Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichtes, des Elektrolythaushaltes (z. B. Kaliumverluste), Hypoglykämie, Hautausschläge sowie gastrointestinale Blutungen, Hyperventilation, Ohrensausen, Übelkeit, Erbrechen, Beeinträchtigung von Sehen u. Hören, Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheitszustände. Symptome bei schwerer Intoxikation (>400 μg/ml): Delirien, Tremor, Atemnot, Schweißausbrüche, Exsikkose, Hyperthermie u. Koma. Bei Intoxikation mit letalem Ausgang tritt der Tod in der Regel durch Versagen der Atemfunktion ein.
Therapie
Behandlungsmaßnahmen je nach Ausmaß, Stadium u. klinischen Symptomen der Intoxikation. Sie entsprechen den üblichen Maßnahmen zur Verminderung der Absorption des Wirkstoffs, Kontrolle des Wasser- u. Elektrolythaushaltes sowie der gestörten Temperaturregulation u. Atmung. Im Vordergrund stehen Maßnahmen, die der Beschleunigung der Ausscheidung u. der Normalisierung des Säure-Basen- u. Elektrolythaushaltes dienen. Neben Infusionslösungen mit Natriumhydrogencarbonat u. Kaliumchlorid werden auch Diuretika verabreicht. Die Reaktion des Harns soll basisch sein, damit der Ionisationsgrad der Salicylate zu- u. damit die Rückdiffusionsrate in den Tubuli abnimmt. Eine Kontrolle der Blut-Werte (pH, PCO2, Hydrogencarbonat, Kalium u. a.) ist sehr zu empfehlen. In schweren Fällen kann eine Hämodialyse notwendig sein.
Präparate (12)
Digestodoron® Dilution
Wurmfarnblätter, Engelsüßblätter, Weidenblätter, Hirschzungenblätter
RL FI
Digestodoron® Tabletten
Wurmfarnblätter, Engelsüßblätter, Weidenblätter, Hirschzungenblätter
RL FI
dolomo® TN Tabletten
Acetylsalicylsäure, Codein, Coffein, Paracetamol
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HA-Tabletten N gegen Schmerzen
Acetylsalicylsäure, Coffein, Paracetamol
FI