Calciumhaltige Verbindungen (orale und parenterale Anwendung) (C 5)

(s. auch Calciumcarbonat – Musterfachinformation des BfArM, 25. 7. 1997 u. Fachinformationen, Stand: 1998)

Gegenanzeige

Orale u. parenterale Anwendung:
a Hypercalcämie z. B. infolge Hyperparathyreoidismus, Vitamin-D-Überdosierung, paraneoplastischer Syndrome – bei Bronchialkarzinom, Mammakarzinom, Hypernephrom, Plasmazytom – Knochenmetastasen, Sarkoidose der Lunge, Immobilisationsosteoporose
b Nephrocalcinose, Calciumnierensteine
c Schwere Hypercalcurie
d Schwere Niereninsuffizienz
Parenterale Anwendung zusätzlich:
e Digitalisierte Pat.
f Galaktosämie
g Anaphylaktische Reaktionen mit Anzeichen eines drohenden Schocks (um die erhöhte Gefahr von Herzrhythmusstörungen bei einer evtl. notwendig werdenden Gabe von Adrenalin zu vermeiden)
h Hyperchlorämie (Calciumchlorid)
i Acidose (Calciumchlorid)

Anwendungsbeschränkungen

Nur anzuwenden unter laufender Überwachung der Calcium- u. Phosphatkonzentration in Blut u. Urin bei:
a Niereninsuffizienz
b Absorptiver od. renaler Hypercalcurie
c Hypophosphatämie

Schwangerschaft

Berichte über schädliche Wirkungen von Calcium während der Schwangerschaft beim Menschen sind nicht bekannt geworden

Stillzeit

Berichte über schädliche Wirkungen von Calcium während der Stillperiode sind nicht bekannt geworden.

Nebenwirkungen

Orale u. parenterale Anwendung:
Gastrointestinaltrakt a Leichte gastrointestinale Störungen (Aufstoßen, Diarrhö od. Obstipation) (selten)
b Völlegefühl (Kohlendioxidbildung bei oraler Anwendung von Calciumcarbonat – außer Brausetabletten/Brausegranulat)
Stoffwechsel, Elektrolyte c Initial vermehrte Calciumausscheidung im Urin (Hypercalcurie) mögl. (ggf. Begünstigung einer Steinbildung)
d Hypercalcämie u. Hypercalcurie (bei Niereninsuffizienz u. langfristiger Einnahme hoher Dosen)
e Verminderung der Phosphatresorption
f Metabolische Alkalose (durch Resorption von Carbonatanionen bei Niereninsuffizienz u. langfristiger oraler Anwendung hoher Dos. von Calciumcarbonat – außer Brausetabletten/Brausegranulat)
Nebenwirk. sind z. T. abhängig von Dosis u. Infusionsgeschwindigkeit (zu schnelle i.v. Gabe vermeiden)
Haut g Hitze, Schweißausbrüche
Gastrointestinaltrakt h Übelkeit, Erbrechen
Herz, Kreislauf i Herzrhythmusstörungen, Kollaps (gelegentlich)
j Blutdruckabfall
Immunsystem k Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. des Herz-Kreislauf-Systems (bis zum Schock) u. der Atmungsorgane (bis zum Status asthmaticus) (Einzelfälle)
Sonstiges l Lokale Gewebereizung (s.c. Injektion vermeiden!)

Wechselwirkungen

Orale Anwendung:
a Vitamin-D-haltige Präparate u. aktive Vitamin-D-Metabolite (a) Gesteigerte Resorption von Calcium
b Thiazide (b) Verminderung der Calciumausscheidung (Calciumspiegel kontrollieren!)
c Tetracycline (c) Verminderte Resorption u. damit verminderte Wirksamkeit der aufgeführten Substanzen (Abstand zwischen der Einnahme: mindestens 2 Stunden)
d Cephalosporine (Cefuroximaxetil u. Cefpodoximaxetil) (d) (wie c)
e Ketoconazol (e) (wie c)
f Chinolone wie Ciprofloxacin u. Norfloxacin (Gyrasehemmer) (f) (wie c)
g Eisen (g) (wie c)
h Natriumfluorid (h) (wie c)
i Estramustin-Präparate (i) (wie c)
j Bisphosphonate (j) (wie c)
k Chinidin (k) Bioverfügbarkeit von Chinidin vermindert. Renale Elimination durch Alkalisierung des Urins verlängert.
l Aluminium- u. Bismutsalze (l) Gesteigerte Resorption/Toxizität der Aluminium- u. Bismutsalze durch die ggf. in der gebrauchsfertigen Lösung enthaltene Citronensäure (Brausetabletten/Brausegranulat) (Abstand zwischen der Einnahme: mindestens 2 Stunden)
Orale u. parenterale Anwendung:
m Herzglykoside (m) Erhöhung der Calciumkonzentration im Blut. Erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen mögl.
n Verapamil u. möglicherweise andere Calciumantagonisten (n) Wirkungsabschwächung des Calciumantagonisten
Parenterale Anwendung zusätzlich:
o Adrenalin (o) Schwere Herzrhythmusstörungen bei erhöhtem Calciumspiegel mögl.
p Inkompatibilitäten: (p) Injektionslösung darf nicht mit phosphat-, carbonat-, sulfat- od. tartrathaltigen Lösungen sowie mit Digitalispräparaten gemischt werden.

Intoxikationen

Sofern keine organischen Grundleiden (wie Alkalose, Hyperparathyreoidismus, exzessive Vitamin-D-Zufuhr, Neoplasmen, Niereninsuffizienz, Zustand nach Nierentransplantation) vorliegen, ist bei oraler Calciumgabe mit hypercalcämischen Zuständen praktisch nicht zu rechnen (Ausnahme ist die idiopathische Hypercalcämie bei Kindern). Symptome einer Hypercalcämie sind Muskelschwäche u. gastrointestinale Beschwerden (Bauchschmerzen, Obstipation, Übelkeit u. Erbrechen), bei längerdauernder u. schwerer Hypercalcämie: Bewusstseinsstörungen (z. B. Lethargie, in extremen Fällen auch Koma) sowie eine Beeinflussung der Nierenfunktion. Eine Hypercalcämie (Gesamt-Plasmacalciumkonzentration >3 mmol/l bzw. ionisierter Anteil >1,1 mmol/l) kann sich bei zu rascher u. übermäßiger Infusion entwickeln.
Therapie
Eine Hypercalcämie ist ggf. durch Rehydratation, Infusion von isotonischer Kochsalzlösung u. forcierter Diurese zu behandeln. Als weitere Maßnahmen, insbes. bei hochgradiger Hypercalcämie, sind geeignet: forcierte Diurese mit sofortigem Volumenausgleich, Calcitoningabe, Gabe von Glucocorticoiden. Calciumarme bzw. -freie Ernährung in der Folgezeit.